Wo fängt man da überhaupt an? Zwei Wochen Funkstille. Keine Zeile, kein Wort – stünde mein Name nicht auf dem Spielberichtsbogen, man könnte glatt denken, ich sei vom Erdboden verschluckt worden. Doch Entwarnung: Ich lebe noch! Die Ursache meines Verschwindens? Eine intensive Schreibbeziehung mit Word. Hausarbeit sei Dank. Irgendwann hatte ich von Formatvorlagen, Fußnoten und Seitenrändern derart genug, dass ich das Schreiben gleich ganz sein ließ. Doch jetzt – Trommelwirbel – bin ich zurück. Erholt, entstaubt und mit frischer Lust am Tippen.
Und weil ich euch so lange hab warten lassen, gibt’s heute gleich zwei Spiele zum Preis von einem. Wir beginnen mit dem Heimspiel am 30. März 2025 gegen den TV Ehingen 2 – gleichzeitig das Rückspiel gegen jene Mannschaft, mit der wir uns bereits im Hinspiel ein enges Duell geliefert hatten.
Als frisch gekürter Meister (ja, das darf man ruhig nochmal erwähnen), gingen wir mit breiter Brust in die Partie. Anpfiff war um 19 Uhr, die Halle gut gefüllt, die Stimmung fokussiert – und die Ehinger wie erwartet kein leichter Gegner. Wie schon im ersten Aufeinandertreffen entwickelte sich ein zähes, taktisch geprägtes Spiel. Mika nannte es „Hallenschach“ – ein Begriff, der die Geduld und das Abtasten auf beiden Seiten gut beschreibt. Ich persönlich würde eher sagen: Ehingen machte uns das Leben schwer. Mit cleveren Abschlüssen im Angriff und einer gut abgestimmten, körperlich präsenten Abwehr, verhinderten sie, dass wir unser Tempospiel aufziehen oder uns früh absetzen konnten.
Halbzeitstand: 19:20. Für uns? Ein kleiner Schock – noch nie lagen wir zur Halbzeit hinten. Für Ehingen? Wohl eher ein Grund zum Lächeln.
Was in der Kabine besprochen wurde? Keine Ahnung. Paul und ich hatten zur Halbzeit wie gewohnt gewechselt – er erste Halbzeit, ich zweite. Während also Taktikbesprechung angesagt war, hieß es für mich: warm machen, fokussieren, bereit sein.
Coach Radon dürfte wenig begeistert gewesen sein. Wenn ich raten müsste: Abwehr und Chancenverwertung standen sicher auf dem Zettel. Aber egal, was gesagt wurde – klar war: Wir mussten was ändern.
Und das taten wir. Mit Wiederanpfiff legten wir los wie die Feuerwehr. Die Abwehr wurde griffiger, der Angriff strukturierter, die Körpersprache entschlossener. Stück für Stück konnten wir uns absetzen – nicht spektakulär, aber solide. Doch Entspannung? Fehlanzeige. Ehingen blieb unbequem, bissig, nie wirklich abgeschüttelt. Also blieben auch wir dran. Kämpften. Bissen uns durch. Noch nicht unser Leistungszenit, aber: es reichte.
Besonders hervorzuheben: Yannik Franz und Fynn Osann, die mit starken Einzelleistungen den Takt vorgaben und die gesamte Mannschaft mitrissen. Am Ende stand ein 37:33 auf der Anzeigetafel – nächster Heimsieg. Nächstes Statement. Und das vor einer vollen Halle.
Lange Zeit zum Feiern blieb uns nicht. Kaum war der Heimsieg gegen Ehingen im Sack, stand auch schon das nächste Spiel im Kalender. Keine Woche später ging es zur letzten und gleichzeitig längsten Auswärtsfahrt der Saison – nach Lauchringen. Trainings unter der Woche? Hm, sagen wir: ausbaufähig. Aber kein Grund zur Sorge, schließlich war die Mission klar – Wiedergutmachung.
Was gibt es über Lauchringen zu sagen? Naja, sportlich betrachtet war das Hinspiel damals so ein bisschen wie ein unausgepacktes Geschenk: viel Potenzial, wenig Freude. Wir kamen nicht ans Limit, irgendwie zu fahrig, zu weit weg von unserem eigentlichen Leistungsniveau. Aber genau dafür gibt es Rückspiele – um’s besser zu machen.
Also machten wir uns auf den Weg. Eine gefühlte Ewigkeit tuckerten wir durchs Niemandsland zwischen Deutschland und Schweiz, vorbei an Dörfern, Feldern und fragwürdigen Ortsschildern, bis wir endlich die Halle des HCL erreichten. Aber statt direkt in den Modus „Spielvorbereitung“ zu schalten, nahmen wir die Fahrt erstmal im wahrsten Sinne des Wortes in die Beine – mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die Natur Lauchringens. Frische Luft, lange Schritte, gute Gespräche – fast schon romantisch. Aber hey: Hauptsache, wir waren wieder wach.
Sichtlich vitalisiert, die Köpfe frei, machten wir uns bereit. Umziehen, Fokus, Aufwärmen. Jeder wusste: Heute ist Revanche-Tag. Heute holen wir uns den Respekt, den wir im Hinspiel irgendwo liegen gelassen hatten.
Unter der Leitung des Schiedsrichtergespanns Holl/Lachnit wurde pünktlich um 19:30 Uhr angepfiffen. Und wie schon im Hinspiel fanden wir schnell gut ins Spiel – und das sogar ohne unser geliebtes Harz. Natürlich litt die Passquote ein wenig, aber insgesamt war die erste Halbzeit absolut solide.
Hinten machten wir den Lauchringern das Leben schwer, vorne wirbelte unser Angriff. Eingespielt, energiegeladen, fokussiert – es sah nach einem kleinen Feuerwerk aus. Doch wie so oft in unseren Spielen, schlichen sich wieder kleinere Abschlussschwächen ein. Klare Dinger – vergeben. Zu häufig frei vorm Tor danebengezielt. Trotzdem: Mit einem komfortablen 10Tore-Vorsprung (10:20) ging’s in die Kabine.
Wie schon gegen Ehingen blieb mir der Zutritt zur Kabine verwehrt – Pflichtprogramm: Aufwärmen. Aber ähnlich wie Paul fand auch ich schnell gut ins Spiel. Zusammen agierten wir als sicheres Torhütergespann, unterstützt von einer hellwachen Abwehr, die Angriff um Angriff der Heimmannschaft entschärfte.
Im Angriff war es erneut Fynn Osann, der die Zügel in die Hand nahm und das Spiel mitgestaltete. Mit satten 10 Treffern war er der Taktgeber einer starken Teamleistung. Besonders erfreulich: Fast jeder konnte sich in den Spielbericht eintragen und seinen Teil zum Erfolg beitragen.
Am Ende stand ein in weiten Teilen ungefährdeter 37:22-Auswärtssieg auf der Anzeigetafel. Abwehrtechnisch eine reife Leistung mit wenig Verbesserungspotenzial. Im Angriff hakte es hier und da – das große Offensiv-Feuerwerk blieb aus. Aber: Ein Auswärtssieg mit 15 Toren Differenz – das darf man auch mal feiern.
Mit diesem Erfolg haben wir die Weichen gestellt für die letzten Heimspiele der regulären Saison 2024/2025.
Am kommenden Wochenende kehren wir zurück in unsere geliebte Unterseehalle. Dort empfangen wir die dritte Mannschaft – das weiße Ballett – aus Steißlingen. Ein letztes echtes Kräftemessen vor den Aufstiegsspielen im Mai. Anpfiff dieses Bezirkoberliga-Krachers (manche sagen sogar: Derby) ist um 20:00 Uhr. Kommt vorbei – wir freuen uns, wieder vor euch, unseren Fans, spielen zu dürfen. Zuhause ist’s eben doch am schönsten.
Ein großes Dankeschön geht an die zweite Mannschaft des TV Ehingen und an den HC Lauchringen für zwei faire Spiele. Wir wünschen beiden Teams weiterhin viel Erfolg für den Rest der Saison!
Louis Ruf