
Nach langen Tagen des Wartens ist es endlich wieder soweit – der Spielbericht steht an! Ich weiß, Ihr habt sicher schon ungeduldig darauf gewartet, doch manchmal verlagern sich die Prioritäten ein wenig. Ich hoffe daher, dass Ihr mir verzeiht, wenn dieser Bericht mit einer kleinen Verzögerung erscheint. Doch genug der Vorrede – werfen wir einen Blick auf das, worauf es wirklich ankommt: das Spiel in Konstanz! Nennt es, wie ihr wollt – Kampf der Giganten, Duell der Schwergewichte, der große Schlagabtausch oder einfach Topspiel in der Bezirksoberliga. Dieses Spiel hatte das Potenzial, die Weichen für den Rest der Saison zu stellen. Die Ausgangslage? Klar wie selten zuvor. Wir, noch immer ungeschlagen, verlustpunktfrei an der Spitze, mit dem festen Blick auf die Meisterschaft. Sie, die dritte Mannschaft der HSG Konstanz, mit sechs Verlustpunkten aber mit dem unbändigen Willen, uns ins Straucheln zu bringen. Denn genau in diesen Momenten wird ein Team zum Jäger, das nur ein Ziel verfolgt – den Spitzenreiter zu stürzen, egal wie. Für uns ging es um mehr als nur zwei Punkte. Es war ein Vier-Punkte-Spiel, ein Schlüsselduell im Titelrennen. Ein Sieg würde unseren Vorsprung weiter zementieren, uns unaufhaltsam in Richtung Meisterschaft treiben. Eine Niederlage? Und plötzlich wäre der Atem von Konstanz unsicher nah in unserem Nacken zu spüren. Der Druck würde steigen, die Saison bekäme eine neue Dynamik – eine, die wir um jeden Preis vermeiden wollten. Es war angerichtet. Die Bühne stand. Jetzt lag es an uns, den Kampf anzunehmen. Die HSG lud uns zur klassischsten aller Anwurfzeiten in die Schänzlehalle ein: Sonntagmittag, 13:00 Uhr. Ein Zeitpunkt, der bei mir sofort Erinnerungen an die frühen Tage meiner Handballkarriere weckte – E-Jugend-Vibes vom Feinsten! Doch in der Bezirksoberliga nimmt man die Dinge, wie sie kommen. Es überraschte mich wenig, dass unser Treffpunkt weiter flussaufwärts in Radolfzell bereits auf 11:00 Uhr angesetzt war. Sei’s drum – da steckt man nicht drin. Noch halb verschlafen traten wir die Reise nach Konstanz an. Endlich wieder Schänzlehölle, dachte ich mir. Ein Moment der Vorfreude, ein Ort voller Erinnerungen. Für einen kurzen Augenblick kam mir der Gedanke, ob die Ränge wohl genauso prall gefüllt sein würden wie bei den Heimspielen der ersten Mannschaft. Ich schmunzelte – die Antwort kannte ich längst. Langsam trudelten wir in der Halle ein und versammelten uns auf der Tribüne. Die letzten Minuten der 1. Halbzeit des C-Jugend-Krachers liefen noch, wir schauten zu, während in unseren Köpfen bereits das eigene Spiel begann. Halbzeitpause. Zeit für den traditionellen Spaziergang um die Halle – den Kopf freikriegen, den Fokus schärfen, die letzten Gedanken ordnen. Jetzt noch schnell umziehen, eine kurze aber präzise Ansprache von Coach Radon und dann war es soweit – raus auf die Platte! Nach der gewohnten Erwärmung und Mobilisation betrat das Schiedsrichtergespann Korherr/Mundhaaß pünktlich um 13:00 Uhr das Spielfeld und gab das Zeichen zum Anwurf. Die erste Halbzeit begann. Und wie könnte es anders sein? Es war Martin Denecke, der das Spiel eröffnete – klassisch, wie er sich durch die Lücke tankte, den Verteidigern keine Chance ließ und nach gerade einmal 33 Sekunden eiskalt zum 0:1 vollstreckte. Ein Auftakt nach Maß. Die Hausherren aus Konstanz ließen sich zunächst nicht beirren und glichen im direkten Gegenzug zum 1:1 aus. Doch, und jetzt ein kleiner Spoiler: Es sollte das letzte Mal in diesem Spiel gewesen sein, dass der Spielstand auch nur annähernd ausgeglichen war. In der Folge ging es Schlag auf Schlag. Erst war es Fynn Osann, der gleich doppelt nachlegte, dann schlugen Yannik Franz und Florian Schulze zu – 1:5 auf der Anzeigetafel. Ein erstes, unmissverständliches Ausrufezeichen. Die logische Konsequenz folgte umgehend: Florian Wolf, Trainer der Konstanzer, zückte den grünen Karton. Timeout. Die Gastgeber mussten reagieren, bevor es noch schlimmer wurde. Auf unserer Seite? Coach Radon war sichtlich erleichtert. Der Matchplan schien genauso aufzugehen, wie wir es uns vorgenommen hatten. Zurück im Spiel lief es weiter wie am Schnürchen – Angriff und Abwehr agierten wie ein perfekt geöltes Uhrwerk. Doch an dieser Stelle möchte ich einen besonderen Fokus auf unsere Defensive legen. Von außen betrachtet mag es vielleicht beeindruckend wirken, wie oft ich noch irgendwie meine Finger an den Ball bekommen habe, doch ohne die starke kollektive Abwehrleistung in der ersten Halbzeit wäre das kaum möglich gewesen. Wir standen kompakt, wir waren wach, wir setzten ein Statement. Dann ging es weiter im Sturmlauf. Ole, Moritz, Nico und Sebastian – Treffer um Treffer, als würde sich jeder in die Torschützenliste eintragen wollen. Konstanz konnte kaum reagieren, wir setzten eine Machtdemonstration sondergleichen auf die Platte. Doch statt es hier in epischer Breite auszuwalzen, eine kurze Chronologie: • 15. Minute – Fynn markiert das 3:9, ein weiterer Nadelstich. • 21. Minute – Ole zündet den nächsten Treffer, 3:13. Spätestens jetzt war klar, wer hier das Sagen hatte. • 27. Minute – Nico erhöht auf 8:16. Die Dominanz war nicht nur zu spüren, sie war greifbar. Wir ließen keinen Zweifel daran, dass wir diese Punkte mit nach Radolfzell nehmen wollten. Doch es war nicht nur das Ergebnis, das den Takt vorgab – es war die Intensität des Spiels. Neun Zeitstrafen in einer Halbzeit. Zwar waren nur fünf davon auf unserer Seite, doch es war ein klares Zeichen für einen erbitterten Schlagabtausch, in dem jeder Ball, jede Aktion umkämpft war. Doch noch war nicht Pause. 24 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff trat Fynn erneut an den Strich. Eiskalt. Sicher. 9:17 – Halbzeit. Erleichterung. Ich war vor dem Spiel relativ gelassen, doch ein leichtes Kribbeln, eine unterschwellige Nervosität ist nie ganz abzuschütteln. Jetzt? Alles wie weggeblasen. Und dann geschah das Unfassbare. Zurück in der Kabine folgte ein absolutes Novum – Trainer Radon war stolz. Ihr glaubt es nicht? Doch, wirklich! Nicht nur wegen des deutlichen Halbzeitstands, sondern wegen der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Und was soll ich sagen? Das ging runter wie Öl! Er lobte die Defensive, das kompromisslose Verschieben, das Timing, das Zusammenspiel – und dann fiel das Wort, das in diesem Moment alles auf den Punkt brachte: „ÜBERRAGEND!“ Doch damit nicht genug. Die Ansage für die zweite Halbzeit war klar: Die Tür endgültig zuschlagen. Nicht einmal einen Spalt offenlassen. Kein Hoffnungsschimmer für Konstanz. Gesagt, getan. Nach einer starken ersten Halbzeit durfte ich mir das Geschehen nun von der Bank aus anschauen – neben Linus, in bester Gesellschaft. Paul Denecke übernahm für mich im Tor. Und wie er das tat!
Seine erste Aktion in diesem Spiel? Ein Siebenmeter gegen ihn. Willkommen im Spiel, Paul! Dreckig, sag ich euch. Es gibt wahrlich angenehmere Wege, um in eine Partie zu starten. Und dann? Ein lauter Knall! Handballenthusiasten kennen dieses Geräusch. Der ächzende Schrei des Aluminiums. Hat Paul den Ball gehalten? Gute Frage. Ich persönlich bin Befürworter der Theorie, dass er ihn mit seiner bloßen Aura weggeglotzt hat. Wie dem auch sei – der Wurf krachte ans Kreuzeck und sprang zurück ins Feld. Kein Tor. Gehalten quasi. Paul kam gut ins Spiel und fand schnell seinen Rhythmus! Doch wie sah es beim Rest der Mannschaft aus? Ganz einfach: Wir knüpften genau dort an, wo wir aufgehört hatten. Das Tempo nahm in der zweiten Halbzeit deutlich zu, was einerseits dazu führte, dass auch unsere Abwehr um Paul herum öfter geschlagen wurde, andererseits aber auch größere Lücken in der Konstanzer Defensive offenbarte, die wir eiskalt ausnutzten. So mussten wir bis zur 41. Minute zwar acht weitere Gegentore hinnehmen, hatten aber jedes Mal die passende Antwort parat. So auch durch Yannik Franz, der zum 17:25 vollstreckte. Mit einer konsequenteren Abwehrarbeit und starken Paraden von Paul zogen wir weiter davon. In der 52. Minute war es erneut Fynn, der mit seinem Treffer zum 20:34 unsere Überlegenheit noch einmal unterstrich. Eine 14-Tore-Führung! Ziemlich deutlich, oder? Das Spiel war so gut wie entschieden – doch für uns war das kein Grund, die Füße hochzulegen. Wir wollten nicht nur gewinnen, sondern das Ergebnis nach Möglichkeit noch weiter ausbauen. Doch auch unsere Kräfte ließen allmählich nach. Und Konstanz? Sie hatten sich nicht aufgegeben. Trotz des hohen Rückstands kämpften sie bis zum Schluss, und wir wussten: Verwaltungshandball konnte man sich gegen diesen Gegner nicht erlauben. Natürlich habe ich es noch nie erlebt, dass 14 Tore aufgeholt wurden, aber trotzdem galt: Jedes Tor zählt. Jede Aktion ist wichtig. Und so gehörten die letzten Minuten – logischerweise – den Gastgebern. Sie verkürzten den Rückstand sukzessiv, bis sie in der Schlussminute auf zehn Tore herangekommen waren. Doch genau dann schlug Nico Grether zu! Quasi per Buzzer-Beater stellte er den alten Abstand von elf Toren wieder her. 14:22 Uhr – Abpfiff! Endstand: 27:38! Was für ein Sieg! Den Tabellenzweiten ohne jegliche Gnade aus der eigenen Halle gefegt! Fynn Osann glänzte mit 14 Treffern, Sebastian Hecht lief unermüdlich und steuerte vier Tore bei – ohne Zweifel beeindruckende Leistungen. Doch dieser Sieg war mehr als das Werk einzelner Spieler. Er war das Produkt einer eingeschworenen Einheit. Ohne Tore gewinnt man bekanntlich keinen Blumentopf aber an diesem Tag passte einfach alles zusammen. Einsatz, Wille, Entschlossenheit – jeder kämpfte für den anderen, jeder war bereit, bis an die Grenzen zu gehen. Und genau das machte diesen Sieg so besonders. Es war kein Zufall. Kein glücklicher Tag. Kein einfacher Spieltag. Es war ein Statement an die gesamte Liga. Wir führen die Tabelle nicht nur an – wir haben den Anspruch, dort zu bleiben. Dieses Spiel war mehr als nur ein weiterer Schritt. Es war eine Botschaft. An alle, die noch hoffen, uns aufhalten zu können: Wir sind hier. Wir sind bereit. Und wir werden nicht nachlassen! Ich will mich an diesem Punkt im Namen der ganzen Mannschaft auch bei unseren unermüdlichen Fans – also euch – bedanken. Mehr als 70 Anhänger des Handball-Sport-Clubs fanden den Weg in die Schänzlehalle, um uns zu unterstützen. Und was für eine Unterstützung das war! Eure Anfeuerungen, euer Jubel, eure Leidenschaft – das alles macht den Unterschied. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, auf der Platte zu stehen und genau zu wissen: Da draußen sind Menschen, die für uns brennen, die jeden Treffer mit uns feiern, die uns antreiben, selbst wenn die Beine schwer werden. Mit euch macht es einfach unendlich viel mehr Spaß, solche Erfolge einzufahren. Ihr seid nicht nur Zuschauer – ihr seid Teil dieses Teams, Teil dieser Reise. Ohne euch wäre es nur ein Spiel. Mit euch wird es ein Erlebnis. Also: Danke! Für eure Energie, eure Treue, eure unermüdliche Unterstützung. Und wir versprechen euch – wir werden weiterhin alles auf der Platte lassen, um euch genau solche Momente zurückzugeben. Ein großes Dankeschön gilt auch unseren Gastgebern aus Konstanz für ein faires Spiel. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg in der Saison! Was nun noch bleibt? Ein Ausblick! Nach unzähligen Auswärtsspielen beginnt jetzt die wohl wichtigste Phase der Saison – die Crunchtime! Sechs Heimspiele, nur noch ein einziges Mal in der Fremde. Die Bühne ist bereitet, die Halle wartet und wir brauchen euch mehr denn je! Wir bitten euch, weiterhin so zahlreich in die Halle zu kommen, wie ihr es bei den letzten Heimspielen getan habt. Eure Unterstützung auf den Rängen ist unser Extra-Prozent, unser zusätzlicher Schub, wenn es darauf ankommt. Mit euch wird jedes Spiel ein echtes Spektakel – mit euch macht es einfach mehr Spaß! Doch lange Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Bereits nächste Woche Samstag steht das nächste Duell an. Zu Hause. In der Unterseesporthalle. In Radolfzell. 20:00 Uhr. TV Meßkirch. Seid dabei, macht die Halle zur Festung – und lasst uns gemeinsam den nächsten Schritt gehen!
Louis Ruf