
So, meine lieben Freunde des Handballsports! Ein handballgeladenes Wochenende liegt hinter uns – Zeit, Bilanz zu ziehen. Ich will euch nicht zu viel vorwegnehmen aber das Spiel gegen den HC Lauchringen? Vogelwild!
Nach unserem Kantersieg gegen den TV Meßkirch blieben wir weiter auf Erfolgskurs und starteten hochmotiviert in die Trainingswoche. Am Dienstag noch voll konzentriert, wurde es am Donnerstag bereits ein wenig chaotischer. Doch egal – wir gingen mit breiter Brust ins Wochenende und waren fest entschlossen, den nächsten Heimsieg einzufahren. Zugegeben, mit dem HC Lauchringen stand uns ein echtes Schwergewicht der Liga gegenüber aber mit dem Aufwind aus den letzten Wochen fühlten wir uns unbesiegbar.
Coach Radon und meine Wenigkeit waren zunächst noch beim Heimspiel der ersten Damenmannschaft des HSC im Einsatz. Nach einem souveränen 29:22-Sieg gegen den Siebtplatzierten aus Waldkirch war das Fundament für ein erfolgreiches Handballwochenende in Radolfzell gelegt. Die Stimmung in der Halle? Elektrisierend! Ein besonderer Dank geht an die Froschenkapelle, die uns schon während des Aufwärmens mit ihren Klängen anfeuerte und die Halle zum Kochen brachte. Ein Gänsehautmoment, der uns noch weiter pushte!
Ich zog mich schnell um, verpasste aber leider die obligatorische Runde um die Halle. Für jemanden, der an kleine Rituale vor den Spielen glaubt, ein herber Schlag. Aber gut, jammern hilft ja nix! Also kurz den Erfolg mit den Damen gefeiert und direkt weiter im Programm. Wir blieben motiviert und wollten genau dort anknüpfen, wo die Damen aufgehört hatten – mit voller Power und maximalem Einsatz. Das Aufwärmen lief konzentriert, die Spannung in der Halle war spürbar. Jeder wusste: Das hier wird kein Selbstläufer. Die letzten taktischen Anweisungen von Coach Felix Radon? Kurz, prägnant und mit genau der richtigen Mischung aus Motivation und Wahnsinn. Alles war angerichtet! Mit einer kleinen Verspätung bat das Schiedsrichtergespann um Philipp Hermanutz und Johannes Schulz zum Anpfiff. Die Halle verstummte für einen Sekundenbruchteil – dann begann das Spektakel!
Ihr seid ja mittlerweile alle erfahrenen Leser meiner Spielberichte. Und Hand aufs Herz – wie startete eigentlich jedes unserer letzten Spiele? Richtig! Mit einem Treffer von Martin Denecke. Ein Naturgesetz, ein Ritual, eine Selbstverständlichkeit. Und auch heute – dasselbe Bild! Nach einem sauber aufgebauten Angriff zog Martin an, erkannte die Lücke in der Abwehr und machte das, was er am besten kann: eiskalt abschließen. In echter Martin-DeneckeManier ließ er dem Keeper keine Chance und nagelte das Ding in die Maschen. Und zack – nach exakt 33 Sekunden leuchtete das 1:0 für den HSC auf der Anzeigetafel. Doch der Gegenschlag der Lauchringer ließ nicht lange auf sich warten! Gerade mal 41 Sekunden später war es Fabian Steinert, der eiskalt zum 1:1 ausglich. Keine Zeit für Ernüchterung – ich blieb fokussiert und wollte meiner Mannschaft so gut wie möglich helfen. Allerdings machten sich bereits in dieser frühen Phase des Spiels erste Ungenauigkeiten bemerkbar. Vorne zu leichtsinnig, hinten zu fahrlässig – eine gefährliche Mischung. Ich konnte zunächst einen Tempogegenstoß vereiteln und parierte im nächsten Angriff einen freien Wurf vom Kreis. Ich war da, hellwach und dachte mir nur: Jungs, wacht da vorne endlich auf! Doch der nächste Angriff der Gäste folgte auf dem Fuß – und wieder ein ähnliches Bild. Siebenmeter. Ich war heiß auf die nächste Parade, doch gegen diesen perfekt platzierten Wurf von Fabian Steinert war nichts zu machen. Zack – 1:2, unser erster Rückstand an diesem Abend.
Das Spiel nahm an Tempo auf, es ging hin und her. Wir stellten unsere Abwehr um, attackierten aggressiver und schnappten uns so immer häufiger die Bälle. Der Lohn? Schnellere Ballgewinne und in der Folge einfache aber umso wichtigere Tore. So stellten wir in der 14. Minute durch Fynn Osann auf 10:6 – und in der 24. Minute war es Nico Grether, der unsere Führung auf 17:11 ausbaute. Langsam aber sicher fanden wir in unser Spiel. Noch lange keine Perfektion, aber immerhin ein Ergebnis, mit dem sich arbeiten ließ.
Vorne war es vor allem die Wurfausbeute, die uns noch Kopfzerbrechen bereitete. Der gegnerische Torhüter fand zunehmend besser ins Spiel – doch um ehrlich zu sein, musste er das bei vielen unserer Abschlüsse gar nicht erst tun. Etliche Würfe landeten nicht einmal in seiner Nähe, sondern segelten unpräzise über oder neben das Tor. Ein Problem, das wir dringend in den Griff bekommen mussten, wenn wir diesen Vorsprung nicht fahrlässig verspielen wollten. Und die Abwehr? Tja, fangen wir mal bei mir an. Kritik an meiner Person? Nehme ich an. Einige Male schien es, als hätte ich gar nicht reagiert – zumindest aus der Perspektive der Zuschauer. Aber glaubt mir, ich war da, hütete mein Tor und vereitelte einige Würfe. Doch was brachte es am Ende? Zu oft landeten die Abpraller genau da, wo sie nicht hinsollten – direkt vor die Füße der Gegner. Und dann? Zack, nächstes Gegentor. Alles in allem war es eine schwierige erste Halbzeit für unsere Defensive. Unser Mittelblock? Zu oft löchrig wie ein Schweizer Käse. Die Abpraller? Immer wieder bei den Gegnern statt bei uns. Und der letzte Biss, der unbedingte Wille sich in jeden Ball zu werfen? Fehlte in manchen Situationen einfach. Wir mussten dringend eine Schippe drauflegen – sonst würde das noch ein langer Abend werden.
Mathis Rau, Ole Osann und Sebastian Hecht sorgten kurz vor der Pause nochmal für ein kleines Polster. Dann war sie gekommen – die Halbzeitunterbrechung. Ein Blick auf die Anzeigetafel: 22:15. Eigentlich ein solides Ergebnis aber eben auch mit ordentlich Luft nach oben.
Coach Radon? Bedient. Seine Miene sprach Bände. Und seine Worte? Noch deutlicher. Im Großen und Ganzen deckte er genau das auf, was ich euch gerade beschrieben habe: zu wenig Konzentration, zu wenig Biss, zu viele leichtfertig vergebene Chancen. „Freie Würfe müssen jetzt endlich konsequent genutzt werden!“ Die Botschaft war klar, unmissverständlich und saß tief. Die Stimmung in der Kabine? Ernst. Aber auch entschlossen. Wir wussten, dass wir etwas ändern mussten. Nein – wir wollten etwas ändern!
Und so ging es in die zweite Halbzeit. Bei Paul und mir? Das gewohnte Prozedere der letzten Wochen. Er übernahm für mich, ich gab ihm noch schnell die letzten Infos zu den Wurfbildern der Lauchringer mit auf den Weg – kurze Übergabe, ein paar letzte Hinweise, und dann hieß es für mich: Platz auf der Bank suchen. Dann war es soweit: Anpfiff! Die zweite Halbzeit lief – jetzt mussten wir beweisen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt hatten.
Wichtige Paraden von Paul und eiskalte Abschlüsse im Angriff sorgten für ein kleines Aufatmen. Endlich lief es etwas runder. Bis zur 40. Minute waren es vor allem Yannik Franz, die Gebrüder Osann und Moritz Knura, die im Angriff für Durchschlagskraft sorgten. Das Ergebnis? Eine deutliche 32:20-Führung.
Doch dann: Nächster Angriff. Siebenmeter. Und wer sonst als Fabian Steinert? Er blieb eiskalt und verwandelte erneut sicher vom Strich. Keine sechs Sekunden später – grüner Karton! Coach Radon hatte genug gesehen. Timeout. Es lief besser, ja. Aber das hier war immer noch nicht unser eigentliches Spiel. Viel zu oft machten wir es den Gästen noch viel zu leicht. Und dann? Wie kamen wir aus der Unterbrechung? Bescheiden! Statt den Sack endgültig zuzumachen, ließen wir Lauchringen wieder ins Spiel kommen. Der Vorsprung schmolz. In der 47. Minute war es – natürlich – wieder Fabian Steinert, der auf 34:26 verkürzte. Ein Warnschuss, den wir besser nicht ignorieren sollten.
Danach fanden wir wieder besser ins Spiel. Erst Linus, dann Sebastian, darauf Nico und schließlich Martin – innerhalb von gerade einmal 103 Sekunden feuerten wir vier Tore raus und stellten unseren alten 12-Tore-Vorsprung zum 38:26 wieder her! Ein kleines Statement, dass dieses Spiel doch bitte keine unnötige Zitterpartie mehr werden sollte. Ab da war die Messe quasi gelesen. Coach Radon forderte zwar, dass wir bis zum Schluss beißen aber im Grunde war der Rhythmus nun klar: Auf jeden unserer Treffer folgte eine schnelle Antwort der Gäste. Mika Rau belohnte sich in der 58. Minute mit dem 42:32 für seinen unermüdlichen Einsatz der letzten Wochen, ehe die Partie beim Stand von 43:33 endgültig abgepfiffen wurde.
Kein Glanzsieg. Kein Arbeitssieg. Zu ungefährdet, aber irgendwie auch zu wenig. Ohne Übertreibung: Am Samstag hätten es locker 50 oder mehr Tore sein können. Die Chancen waren da, doch die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte. Dasselbe Bild in der Abwehr – Paul und ich standen oft parat, doch zu häufig landeten die Nachwürfe beim Gegner. Grundlegende Baustellen, an denen wir definitiv arbeiten müssen. Aber bei aller Selbstkritik dürfen wir eines nicht vergessen: Wir stehen weiterhin ungeschlagen an der Tabellenspitze! Klar, es gab auch schon stärkere Spiele von uns, aber 30:0 Punkte und eine Tordifferenz von +178 (561:383) sprechen für sich.
Und was mich persönlich betrifft? Nach jedem gehaltenen Ball, nach jedem lauten Jubel von den Rängen, spüre ich wieder diesen Moment – als wäre ich der kleine große Lollo von vor 12 Jahren. Der Junge, der zum ersten Mal vor einer vollen Halle stand, dessen Herz raste, als die Tribüne tobte. Der mit großen Augen aufblickte und diesen Lärm, diese pure Leidenschaft in sich aufsog. Heute stehe ich immer noch hier – mittendrin, mit demselben Kribbeln, derselben Liebe zu diesem Spiel. Und das verdanken wir euch! Ihr macht diesen Sport zu dem, was er für uns ist – eine pure Freude, eine Leidenschaft, ein Erlebnis. Da spreche ich nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft. Danke, dass ihr immer so zahlreich in die Halle kommt, uns anfeuert, mit uns fiebert und uns nach vorne peitscht. Ihr seid ein Teil dieses Erfolgs und ohne euch wäre es nur halb so schön.
Wir bedanken uns bei unseren Gegnern aus Lauchringen für ein äußerst faires Spiel und wünschen weiterhin viel Erfolg für den Rest der Saison! Und jetzt? Jetzt kommt der Moment, auf den wir alle gewartet haben. Schon vor Wochen – nein, Monaten! – habe ich den Taschenrechner gezückt. Jedes Szenario durchgespielt, jedes mögliche Ergebnis kalkuliert, jedes erdenkliche Szenario durchgerechnet. Und jetzt? Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Am 22. März 2025 kann in Radolfzell ab 20.00 Uhr Geschichte geschrieben werden. Ein einziges Spiel. Ein einziger Sieg. Und alles, wofür wir gekämpft haben, wird Realität. Denn mit einem Sieg wären wir vier Spiele vor Saisonende uneinholbar. Kein Rechenspiel mehr, keine Zweifel. Der Vorsprung? Zu groß. Die Konkurrenz? Geschlagen. Der Titel? Unser. Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit das letzte Mal eine Herrenmannschaft des HSC Radolfzell den Meisterpokal in der Bezirksliga in die Höhe stemmen durfte. Jetzt sind wir an der Reihe. Aber Vorsicht. Wer glaubt, dass uns Pfullendorf den roten Teppich ausrollt, irrt gewaltig. Sie werden alles reinwerfen. Kämpfen. Kratzen. Beißen. Sie werden uns bis zur letzten Sekunde alles abverlangen. Doch wir? Wir sind bereit. Wir haben uns diese Chance verdient. Mit jedem harten Training, mit jedem schmerzenden Muskel, mit jedem Tropfen Schweiß, mit jedem einzelnen Spiel, das wir gemeinsam bestritten haben. Radolfzell. Heimspiel. Die Halle wird beben. Die Meisterschaft liegt vor uns. Die Frage ist: Packen wir zu?
Louis Ruf