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Montagnachmittag. Es ist wieder so weit: Der Spielbericht ruft. Die Feiertage sind vorüber und hoffentlich seid ihr alle gut ins neue Jahr 2025 gestartet. Neues Jahr, alte Gewohnheiten. Nach einer wohlverdienten Pause wurde der längst eingestaubte Ball nach drei langen Wochen wieder aus der Ecke geholt. Die ersten Trainingseinheiten liefen vielversprechend – doch insgeheim wussten einige, dass das zwanzigste Plätzchen oder das vierte Stück Linzertorte vielleicht doch keine so brillante Idee war. Wie dem auch sei – mit dem ein oder anderen Extra-Kilo im Gepäck machten wir uns am Samstagnachmittag dennoch auf den Weg nach Ehingen. Die Eugen-Schädler-Halle – am Fuße der Hegau-Vulkane gelegen – ist nicht ohne Grund berühmt-berüchtigt. Und das liegt nicht nur an ihrer imposanten Größe, sei es auf den Rängen oder auf dem Spielfeld. Nein! In Ehingen kann es jederzeit unangenehm werden. Die Fans der Heimmannschaft schaffen es immer wieder, mit ihrer leidenschaftlichen Unterstützung für eine hitzige, fast schon elektrisierende Atmosphäre zu sorgen. Umso schöner ist es Woche für Woche zu sehen, wie immer mehr begeisterte Zuschauer ins Auto steigen, um uns zu begleiten und lautstark zu unterstützen. Mit unserem rot-gelben Block konnten wir den Ehinger Fans ordentlich Paroli bieten und ihnen zeigen, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch auf den Rängen mithalten können. Trainer Radon brachte uns ebenfalls in Stimmung. Während die Ehinger Spieler Lob erhielten, ermahnte er uns, sie keinesfalls zu unterschätzen. Mit ihrer Klasse und der besonderen Atmosphäre in der Ehinger Halle könnte es schnell unangenehm werden, warnte er uns eindringlich. Wir trainierten weitestgehend konzentriert und legten damit den Grundstein für ein erfolgsversprechendes Spiel am Wochenende. Auch personell war die Ausgangslage ideal: Die Weihnachtspause bot neben kulinarischen Exzessen genügend Zeit für Erholung. Alle angeschlagenen Spieler kehrten in den Kader zurück, sodass wir in Ehingen mit voller Besetzung auftrumpfen konnten. Ansonsten lief alles wie immer. Frühzeitiges erscheinen in der Halle. Eine gemeinsame Runde um die Halle laufen – um den Kopf freizubekommen, versteht sich. Gemütliches Umziehen, ein bisschen Quatschen und dann die Ansprache des Trainers. Alles wie gewohnt … eigentlich. Doch diesmal war einiges anders. Nicht nur, dass die Idee mit Leibchen zu spielen, wenig Begeisterung in mir fand – der Blick auf die Uhr offenbarte etwas schreckliches: 15 Minuten zum Aufwärmen? Schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Die Erleichterung war spürbar, als das Schiedsrichtergespann Frasch/Himmelsbach uns mitteilte, dass der Anwurf nach hinten verschoben wird. Also doch alles wie immer! Wir legten ein ordentliches Tempo vor, wollten schnell fertig werden, nur um dann, fünf Minuten vor 6 doch noch in die Kabine gepfiffen zu werden. Naja, sei’s drum. Tempogegenstöße brauchen wir eh nicht üben – die sitzen bei uns schließlich wie aus dem Lehrbuch. In der Kabine folgten die letzten motivierenden Worte des Coaches und dann ging es los. Um 18:11 Uhr ertönte das vertraute, schrille Geräusch der Schiedsrichterpfeife – das Spiel war eröffnet. Die ersten Angriffe der Gegner wusste ich gekonnt zu entschärfen. Mit vier starken Paraden legte ich den Grundstein für einen gelungenen Start. Vorne machten wir kurzen Prozess: Erst traf Fynn Osann nach 68 Sekunden, dann legte Yannik Franz knapp zwei Minuten später nach. Und nur 26 Sekunden darauf erhöhte Sebastian Hecht auf 0:3. Ein Traumstart, mit dem sich definitiv arbeiten lässt! Erst nach 317 Sekunden gelang es den Gastgebern, sich erstmals auf der Anzeigetafel zu verewigen – ein frecher Tunnler von außen, dreckig! Aber genau solche Szenen überraschen Coach Radon schon lange nicht mehr. In der Folge entwickelte sich ein spannendes Handballspiel. Ich parierte weiterhin einige Bälle und unsere Abwehr glänzte mit cleveren Ballgewinnen. Diese „Steals“ führten zu einfachen Toren, an denen vor allem Fynn, Mathis und Sebastian großen Anteil hatten. Die zwischenzeitliche 7:12Führung nach knapp 21 Minuten war daher absolut verdient. Doch dann schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Eine nachlässigere Abwehrarbeit und kleine Fehler im Angriff verhinderten, dass wir den Vorsprung weiter ausbauen konnten. Die Hegauer blieben hartnäckig und nutzten jede Unsicherheit. Ihr Torhüter wuchs über sich hinaus und brachte mit starken Paraden das Momentum auf ihre Seite. So schrumpfte unsere komfortable 5-Tore-Führung bis zur 26. Minute auf 12:14 zusammen. Wir schienen verunsichert. Irgendwie bekam ich keinen Ball mehr zu fassen und der wirbelnde Angriff, wirbelte nicht mehr wie gewohnt. In diesen Phasen der Schwäche braucht es einen Helden. Einen, der das Spiel in die Hand nimmt, wenn alle anderen straucheln. Einen, der nicht fragt, ob er bereit ist – sondern einfach macht. Superman? Leider verhindert. Batman? Hatte wohl Wichtigeres zu tun. Also musste einer von uns das Schild hochreißen und zum Retter werden. Und da war er. Mit der Entschlossenheit eines Kriegers, dem Mut eines Löwen und der Eleganz eines… naja, etwas schwitzigen Athleten. Er stemmte sich gegen den drohenden Ausgleich, nahm das Spiel persönlich und setzte Zeichen, die man nicht auf der Anzeigetafel, sondern in den Gesichtern der Gegner ablesen konnte. Manchmal braucht es eben keinen Superhelden mit Cape – manchmal reicht es, Nico Grether in den eigenen Reihen zu haben. Und nicht nur einmal. Nein! Auch nicht zweimal. Gleich dreimal stieg Nico, anmutig wie ein Adler in die Lüfte, fasste sich ein Herz und jagte den Ball unhaltbar in den Winkel. Jeder Wurf war ein Statement: „Hier bin ich und ich regle das jetzt!“ Mit dieser Energie riss er das Team mit und brachte uns zurück auf Kurs. In solchen Momenten merkt man, dass wahre Helden keine Masken tragen – sondern Trikots. Kurze Zeit später ertönte dann auch schon die Sirene. Halbzeitpause. 14:17. Trainer Radon sah das Spiel ähnlich wie ich: keine gravierenden Fehler, aber noch Luft nach oben. Die Torausbeute könnte besser sein, in der Abwehr hätte man stellenweise kompakter stehen dürfen – doch insgesamt war es eine solide erste Halbzeit gegen einen starken Gegner. Jetzt noch einen kräftigen Schluck Randegger. Einmal tief durchatmen und dann ging es wieder runter auf die Platte. Wir wollten genau dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten – mit voller Energie und klarem Fokus. Für mich war der Arbeitstag jedoch beendet. Feierabend! Ich machte es mir auf der Bank bequem, während Paul Denecke für mich zwischen die Pfosten rückte. Obwohl wir die Seitenwahl für uns entschieden und mit dem Anwurf in die zweite Halbzeit starteten, blieb die Belohnung aus. Stattdessen schlugen die Ehinger eiskalt zu und versenkten den Ball als Erste im Netz. 15:17 – kein Grund zur Panik aber ein Spielstand, der gefährlich flackert. Ein kurzer Moment der Nachlässigkeit und das Spiel könnte uns wie Sand durch die Finger rinnen. Linus brach schließlich den Bann und erzielte sein erstes Tor des Abends – ein Hoffnungsschimmer. Doch kaum aufgeflackert, drohte er schon wieder zu erlöschen: Die Ehinger antworteten gnadenlos mit zwei schnellen Treffern und drehten das Spiel auf 17:18. Jetzt war absolute Wachsamkeit gefragt. Kein Raum für Zweifel, kein Platz für Fehler. Das Spiel hing an einem seidenen Faden, bereit, in jede Richtung zu kippen. Auch in dieser kritischen Phase brauchte es keinen Superhelden im Cape – es brauchte ihn – Moritz „Knoppi“ Knura. Er spielte auf wie ein junger Gott, nahm sein Herz in beide Hände und stemmte sich mit aller Macht gegen den drohenden Ausgleich. Jeder Ballkontakt war pure Entschlossenheit, jeder Wurf ein Donnerschlag, der durch die Halle hallte. Er kämpfte nicht nur für sich, sondern schien das ganze Team auf seinen Schultern zu tragen. Am Kreis war er eine Naturgewalt. Mit roher Kraft und unbändigem Willen pflügte er durch die gegnerische Abwehr, riss Lücken auf, wo eigentlich keine waren, und hämmerte den Ball kompromisslos ins Netz. Doch damit nicht genug – auch in der Abwehr wurde Moritz zum Albtraum für die Ehinger. Mit gnadenloser Härte, aber absolut fair, ließ er seine Gegenspieler spüren, dass hier nichts zu holen war. Jeder Zusammenprall, jeder Block, war eine klare Botschaft: Nicht mit mir. Nicht heute. Er war nicht einfach nur Teil des Spiels – er war der Sturm, der über das Spielfeld fegte. Der Kämpfer, der uns genau in diesem Moment die nötige Stärke gab. Verbunden mit den spektakulären Paraden meines Torhüterkollegen Paul, gelang es uns, das Spiel langsam aber sicher wieder an uns zu reißen. Ab der 46. Spielminute fielen die Tore wie am Fließband. Erst das 23:25, dann direkt das nächste Tor, das 26. – das ging so weiter und schon in der 51. Minute stand es 23:29. In dieser Phase lief der Motor endlich rund. Unsere Abwehr stand kompakt, wir schnürten die Ehinger in ihren Angriffen ein und setzten die Gegner mit schnellen, präzisen Kontern unter Druck. Und dann war da Sebastian Hecht. Ein echter Gamechanger. Mit einer Entschlossenheit, die keine Zweifel aufkommen ließ, riss er das Spiel an sich, lief Konter um Konter und verwandelte jeden dieser Tempogegenstöße mit einer Coolness, die für die Ehinger kaum zu fassen war. Er war der Katalysator, der uns als Mannschaft weiterbrachte und den Gegnern keine Chance ließ, zurückzukommen. Doch es war nicht nur er, der sich in dieser Phase auszeichnete. Auch die beiden Osann-Brüder zeigten ihre ganze Klasse. Ob vom Strich oder aus dem Rückraum, sie ließen die Abwehr der Ehinger verzweifeln und trugen maßgeblich zu unserem Erfolg bei. Mit einer 6-Tore-Führung setzten wir den entscheidenden Schritt und ließen dem Gegner keine Luft mehr zum Atmen. Es war ein wahrer Kraftakt, in dem jeder Einzelne seinen Teil dazu beitrug, das Spiel zu entscheiden. Kurze Zeit später – Spielunterbrechung – was war geschehen. Ein schneller Blick zum Kampfgericht löste die Verwirrung. Trainer Radon griff in der 53. Minute zum grünen Karton und forderte ein Timeout. Long Story short: „Weiter mit Köpfchen spielen und die Dinger vorne reinnageln. Kurz durchatmen und dann wieder ab aufs Feld.“ Gesagt, getan. Bis zur 55. Spielminute zogen wir weiter davon. Die Anzeigetafel zeigte nun 24:31 – der Sieg schien fast schon sicher. Doch dann setzte der Endspurt der Ehinger ein. Sie gaben sich noch nicht geschlagen und kämpften bis zum Schluss. Benedikt Weis traf eiskalt nach einem Tempogegenstoß und sorgte für den verdienten Abstand. Doch die Ehinger nutzten jede sich bietende Gelegenheit und brachten den Ball in den letzten Minuten gleich vier Mal in unserem Tor unter. Wir hielten dem Druck jedoch stand und ließen uns den Sieg nicht mehr nehmen. Um 19:34 Uhr ertönte der Pfiff – Abpfiff. Erleichterung. Sieg. Der Endstand lautete 28:32 – und damit wieder das gleiche Ergebnis wie im letzten Spiel. Es war das vierte Mal in Folge, dass wir mit genau 32 Toren geworfen hatten. Eine kleine Serie, die aufzeigt, dass wir uns nicht nur durch einzelne Momente, sondern als Team stabil und konstant zeigen. Kontinuität, könnte man sagen – und das war der Schlüssel zu diesem Erfolg. Ein großes Dankeschön geht an unsere treuen Fans, die uns mit voller Lautstärke in der Halle unterstützt haben. Ebenso bedanken wir uns bei unseren Ehinger Gastgebern, für das faire und spannende Spiel. Schon am kommenden Sonntag steht das nächste Auswärtsspiel auf dem Plan. Um 18:00 Uhr empfängt uns die HC DJK Konstanz zum Rückspiel in der Halle an der Geschwister-Scholl-Schule.
Louis Ruf