Es ist wieder so weit: Spielbericht der Herren I. Aufgrund akuten Zeitmangels – ausgelöst durch die stets gefürchtete Klausurenphase – fällt der heutige Bericht etwas kürzer aus. Ganz nach dem Motto: Gut angefangen und stark nachgelassen, gibt es dieses Mal tatsächlich nicht allzu viel zu berichten. Wie gewohnt verabschiedeten wir uns, die Mannen vom Untersee – im Volksmund auch als Piraten des Untersees bekannt – von unseren geliebten Unterseesporthalle und brachen pünktlich um 16:45 Uhr Richtung Konstanz auf. Dort angekommen, empfing uns das typische Bild: dichter Nebel und tristes Wetter, das die Stimmung in eine mystisch-trübe Atmosphäre tauchte.
Nach den packenden letzten Minuten des Vorspiels der Konstanzer Damen war es an der Zeit, unsere Pferde zu satteln und uns selbst auf die bevorstehende Partie einzuschwören. Doch noch vor dem ersten Ballkontakt sorgte unser traditioneller Gang um die Halle für die erste Herausforderung des Tages. Das steile Gestein des Gießbergs, der die Geschwister-Scholl-Schule umrahmt, verwandelte die sonst gemütliche Runde in eine schweißtreibende Bergwanderung – ein Auftakt, der uns unerwartet auf Betriebstemperatur brachte.
Wieder an den Türen der Halle angekommen, machten wir uns zügig auf den Weg in die Kabine. Schnelles Umziehen war angesagt, denn Coach Radon scharrte schon mit den Hufen und drängte darauf, seine Ansprache loszuwerden. Alles wie immer: Den Gegner nicht unterschätzen, der Boden ist rutschig, kein Harz – und vor allem auf die eigenen Stärken setzen. Der Auftrag lautete klar: befreit aufspielen. Nach einer lockeren Runde „Hochhalten“, selbstverständlich mit dem Fußball, ging es direkt zur Mobilisation. Auch Mannschaftskapitän Mathis ließ es sich nicht nehmen, uns eindringlich darauf hinzuweisen, den Gegner ernst zu nehmen. „Einfach wegputzen“, so oder so ähnlich klang sein motivierendes Fazit.
Mit den finalen Worten des Coaches im Ohr war schließlich alles bereit. Das Schiedsrichtergespann Korherr/Mundhaas bat pünktlich um 18:00 Uhr zum Anpfiff – das Spiel konnte beginnen. Und wie es begann! Keine 30 Sekunden waren gespielt, da donnerte Martin Denecke den Ball mit einer Präzision ins Netz, die selbst den Torwart nur staunen ließ. Von da an lief es für uns wie geschmiert. Tore von Sebastian, Fynn, Ole und Mathis folgten in beeindruckender Geschwindigkeit. Zwar hatten die Konstanzer mit ihren bissigen Würfen hin und wieder eine Antwort parat, doch unser Angriff brannte ein regelrechtes Feuerwerk ab. Bereits in der 9. Minute war klar, dass wir heute etwas Besonderes im Visier hatten – nämlich Tore, Tore und noch mehr Tore. Der Spielstand von 4:9 ließ uns zufrieden auf die Anzeigetafel blicken, aber wir hatten längst nicht genug.
Dann geschah es. Ein einfacher Ballverlust der Konstanzer, der Ball rollte genau in meine Richtung. Mein Moment war gekommen. Mit der Eleganz eines Weltklasse-Quarterbacks und der Weitsicht eines Schachgroßmeisters spielte ich einen Pass, der das Spiel für einen Wimpernschlag einfrieren ließ. Der Ball segelte durch die Luft, getragen von purer Magie – und landete perfekt in den Händen von Florian Schulze. Was dann folgte, hätte keiner von uns für möglich gehalten. Florian, unser Mann für die subtileren Momente auf dem Spielfeld, nahm Fahrt auf. Mit der Geschwindigkeit eines ICEs und der Zielstrebigkeit eines hungrigen Falken sprintete er los – ja, richtig gelesen, sprintete! Der Konstanzer Abwehr blieb nichts als ungläubiges Staunen, während Florian die gegnerische Hälfte durchpflügte wie ein Sturm, der alles mit sich reißt. Die Halle hielt den Atem an, als er zum Wurf ansetzte. Und dann, mit einem krachenden Schlag, versenkte er den Ball im Netz. Pure Ekstase brach aus. Unsere Bank explodierte in Jubel, und selbst die Konstanzer Fans konnten sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen. Vielleicht habe ich das Tor zum 4:10 etwas zu sehr in den Fokus gerückt – aber cool war’s trotzdem!
Nach und nach fanden wir immer besser ins Spiel. Schon in der ersten Hälfte schafften es fast alle, sich in die Torschützenliste einzutragen. Nach einer gefühlten Ewigkeit von 20 Minuten, in denen ich den Bällen meist nur hinterherschauen konnte, gelang es mir schließlich, mich besser auf den Angriff der Konstanzer einzustellen und der Mannschaft bis zur Halbzeit einen stabileren Rückhalt zu bieten.
Mit einer konzentrierten Defensive und einem effektiven Angriffsspiel bauten wir unseren Vorsprung stetig aus. Am Ende der ersten Halbzeit zeigte die Anzeigetafel ein klares 10:25 – ein Ergebnis, das keinen Zweifel daran ließ, wer hier das Spiel bestimmte. Trainer Radon zeigte sich entsprechend zufrieden. Viel Anlass zur Kritik gab es nicht, lediglich in der Abwehr forderte er etwas mehr Sicherheit. Ansonsten lautete die Devise: Weitermachen wie bisher!
Die zweite Halbzeit verlief leider nicht wie erwartet. An die starke Leistung der ersten 30 Minuten konnten wir nicht mehr anknüpfen und auch Paul Denecke, der mich im Tor ablöste, war oft machtlos. Eine teils löchrige Abwehr machte es ihm schwer, die Angriffe der Konstanzer zu entschärfen. Ein Lichtblick war jedoch Sebastian Hecht, der mit seiner unermüdlichen Laufbereitschaft immer wieder den Weg in die Spitze suchte. Auch wenn er nicht immer in Szene gesetzt wurde, schaffte er es dennoch, sechs Tore zu erzielen – eine starke Leistung. Ebenso überzeugte Nico Grether, der an seine zuletzt guten Auftritte anknüpfte und sicher von Linksaußen verwandelte.
Was soll ich euch sonst noch von der zweiten Halbzeit erzählen? Bleiben wir einfach mal bei den Fakten. Zwar ging die zweite Halbzeit nicht verloren, als Tabellenführer haben wir aber definitiv andere Ansprüche, als in Konstanz nur ein Unentschieden herauszuspielen. Nach einer überzeugenden ersten Hälfte kamen wir in der zweiten Spielzeit lediglich auf ein 17:17.
Man muss den Konstanzern zugestehen, dass sie in dieser Phase deutlich stärker aufspielten – sowohl defensiv als auch offensiv. Doch wir müssen auch bei uns selbst ansetzen: Wir haben ihnen viel zu oft die Räume gelassen, die sie gebraucht haben. Hinzu kommen 5 vergebene 7-Meter und das wohl bitterste Szenario: Ein Gegentor in dreifacher Überzahl. Das entspricht weder unserem Anspruch noch unserem eigentlichen Niveau!
Komisch, oder? Ein Spiel, nach dem irgendwie keiner so richtig zufrieden war – und doch war genau das das Bild am vergangenen Sonntag. Bei aller Schwarzmalerei sollte man aber nicht vergessen, dass wir das Spiel dennoch souverän mit 27:42 gewannen. Natürlich hatten wir nach der ersten Halbzeit den Anspruch, in der zweiten Hälfte ein wahres Feuerwerk abzubrennen. Doch das wurde uns von einer Konstanzer Mannschaft, die sich bis zum Schluss nicht aufgab, ordentlich erschwert. Am Ende zählen jedoch nur die zwei wichtigen Punkte, die wir dem HC DJK erfolgreich stibitzten und mit zurück nach Radolfzell brachten.
Ein großes Dankeschön an unsere Fans, die den Weg nach Konstanz gefunden haben, um uns zu unterstützen – und das trotz des gleichzeitig stattfindenden Spiels der Handballnationalmannschaft. Ebenso danken wir unseren Gastgebern aus Konstanz für ein faires Spiel und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg für den Rest der Saison. Nach einem handballfreien Wochenende geht es für uns am 2. Februar um 13:00 Uhr in der Schänzlesporthalle weiter. Dort treffen wir auf den aktuellen Tabellenzweiten, die HSG Konstanz 3. Kommt vorbei und unterstützt uns – wir freuen uns auf euch!
Louis Ruf