
Der 23. November in Schwenningen hatte schon vor dem Anpfiff dieses besondere Gewicht. Die Kälte hing über dem nassen Parkplatz, das Licht der Laternen spiegelte sich in den Pfützen, und aus der Deutenberghalle drang ein gedämpftes Murmeln, das eher Unsicherheit als Stimmung erzeugte. Drinnen verteilten sich etwa 75 Zuschauer. Kein Lärm, der einen trägt. Kein Funken, der einen sofort packt. Es war einer dieser Abende, an denen man schon beim Aufwärmen weiß: Heute wird es Arbeit. Viel Arbeit.
Genau so begann das Spiel. Schwenningen startete wach und körperlich präsent, wir dagegen etwas fahrig. Ein frühes 3:1, ein paar ungenaue Abschlüsse, Aktionen ohne echte Tiefe. Es fühlte sich an, als würden wir mit angezogener Handbremse spielen. Folgerichtig nahm Coach Radon die erste Auszeit. Er wurde nicht laut, jedoch deutlich. Mehr Klarheit in den Aktionen, mehr Überzeugung in den Abschlüssen. Und vor allem: endlich die Bälle versenken, statt wieder an uns selbst zu scheitern. Diese Ansage war kein brausender Weckruf, aber sie richtete uns aus.
Ich stand im Tor und spürte schnell, dass dies einer der Abende werden würde, an denen Torhüter keine großen Auftritte feiern. Es ging darum, Stabilität zu geben, die Bälle zu halten, die man halten muss, und Ruhe auszustrahlen. Unsichtbare Arbeit, die verhindert, dass ein Spiel zu früh entgleitet.
Vorne fanden wir dann nach und nach ins Spiel. Fynn brachte uns mit drei Treffern in Serie zurück, Mathis verwandelte einen wichtigen Ball vom Kreis, und Tim sowie Sebastian sorgten für die nötigen Impulse. Trotzdem blieb die Partie zäh. Jeder Treffer fühlte sich erkämpft an, jedes Aufschließen anstrengend. Das 17:14 zur Pause war daher keine Überraschung, sondern schlicht die ehrliche Bilanz einer ersten Halbzeit, in der wir nicht das abgerufen hatten, was in uns steckt.
In der Kabine wurde es kurz still, bevor Radon erneut das Wort ergriff. Seine Ansprache war ruhig, aber sie traf. Dieses Spiel war nicht gelaufen. Wir standen genau an der Schwelle, an der Partien kippen könnten. Es war kein Funken, der explodierte. Eher einer, der leise zu glimmen begann und uns als Mannschaft wieder zusammenzog.
Nach dem Wiederanpfiff änderte sich unser Spiel spürbar. Die Abwehr trat kompakter auf, die Wege wurden klarer, und der Angriff spielte mit mehr Geduld. Vor allem Emil übernahm jetzt Verantwortung. Mit beeindruckender Ruhe fand er die Lücken, die davor verschlossen schienen, traf sicher vom Strich und gab uns mit jeder seiner Aktionen Sicherheit. Seine elf Tore wurden zum Dreh- und Angelpunkt unserer zweiten Halbzeit.
Beim Stand von 25:24, nach einem kurzen Time-Out, übergab ich das Tor an Jörg. Es war kein Bruch, sondern eine natürliche Bewegung. Ich hatte meinen Teil getan. Solide, unaufgeregt, stabilisierend. Und jetzt waren frische Impulse gefragt. Jörg brachte sie sofort. Mit schnellen Reaktionen und sicherem Stellungsspiel hielt er genau die Bälle, die wir in dieser Phase brauchten. Auf einmal spürte man: Wir holen uns dieses Spiel zurück.
Und genau das taten wir. Nicht in einem großen Moment, sondern in einer Reihe kleiner, stiller Entscheidungen. Der Ball lief flüssiger, die Abwehr griff entschlossener zu, und plötzlich war die Halle immer einen Moment zu spät, immer einen Tick leiser. Ole traf trocken zum 26:26, Maxi legte das 26:27 nach. Schwenningen glich zwar noch einmal aus, doch Emil verwandelte zwei Siebenmeter mit der Ruhe eines Spielers, der den Moment kontrolliert. 27:29 – und der Abend hatte seine Richtung gefunden.
Als Maxi kurz darauf das 27:30 erzielte, war klar, dass wir das Spiel nun trugen. Schwenningen verkürzte noch einmal, doch Emil setzte mit dem 28:31 den finalen Akzent. Der Treffer der Gastgeber zum 29:31 war nur noch ein Schlusspunkt, der nichts mehr veränderte.
Es war kein glatter Sieg. Kein Leichter. Aber einer, der im Stillen gewachsen ist. Einer, der aus Haltung entstand, aus Geduld und aus vielen unscheinbaren Momenten, die man erst im Nachhinein als entscheidend erkennt. Ein Sieg, der zeigt, dass wir nicht nur gewinnen können, wenn alles läuft, sondern vor allem dann, wenn es schwer ist. Wir bedanken uns beim HSG Schwenningen für ein faires Duell und wünschen eine verletzungsfreie Saison. Jetzt aber richtet sich alles auf den kommenden Sonntag: 18 Uhr, Mettnauhalle, der Tabellenzweite Dunningen/Schramberg zu Gast. Ein Abend, der laut werden darf und laut werden muss. Wir freuen uns auf jede Stimme, die uns nach vorne treibt.
Eure Herren I

