Die Festung fällt: Radolfzell beendet Pfullendorfs Heimserie


So fühlt es sich also an. In Pfullendorf. Ohne Harz. Dem unbesiegten Aufsteiger aus der Kreisliga A gegenüberstehend. Bei der Mannschaft, wo man vor Spielbeginn noch nicht so wirklich weiß, was auf die Platte gebracht wird. Zwar vor dem Spieltag noch auf dem 4. Tabellenplatz beherbergt, wusste man nur eines ganz genau. Die Truppe aus Pfullendorf scheint Heimstark zu sein. Was das bedeutet? Nach nun mehr 581 Tagen kannte die Pfullendorfer Halle am Jahnweg keinen anderen Sieger mehr als die 2. Mannschaft des Turn Vereins. Kannte?

So begaben sich die Mannen vom Untersee am Samstagnachmittag auf ihre Auswärtsfahrt. Zwar mussten wir auf einige Leistungsträger verzichten – der eine im Urlaub, die anderen angeschlagen oder verletzt – doch verließen trotzdem vier voll bepackte Kleinwägen die legendäre Unterseesporthalle. Dieser heilige Ort des Sports, der so viele große Momente hervorgebracht hat, dass man fast glauben könnte, er sei direkt aus den Annalen der Geschichte geschnitzt. Nachdem wir uns also von diesem fast überirdischen Ort verabschiedeten, machten wir uns auf die Reise und erreichten unser Ziel nach exakt 43 Minuten Fahrt. Kaum angekommen, empfing uns ein Nebelmeer, das, so schien es, die Gefühlslage der Radolfzeller Mannschaft perfekt widerspiegelte. Eventuell auch nur vereinzelter Spieler, vielleicht auch nur meine eigene. Was würde uns hier erwarten? Kriegen wir die Pfullendorfer geknackt? Wird das Spiel heute genauso verlaufen wie die letzten Auswärtsfahrten nach Konstanz und Rielasingen? Die Antwort auf die letzte Frage ist einfach – Nein!“

Gut aufgewärmt und mobilisiert bat das Schiedsrichtergespann Frasch/Holl beide Mannschaften pünktlich um 18:00 Uhr zum Anpfiff. Jener Leser, der nun ein frühes Tor als erstes Ereignis im Spiel erwartete, muss leider enttäuscht werden. Stattdessen durfte der Pfullendorfer Spieler Hoan Luu bereits in der 41. Sekunde den Weg zurück zur Bank antreten, nachdem er im ersten Angriff der Gastmannschaft unglücklich danebengriff und eine 2-Minuten-Strafe kassierte. In der Folge verwandelte Ole Osann sicher vom Strich und brachte uns dadurch erstmals auf die Anzeigetafel. Im weiteren Verlauf waren es vor allem der gerade genannte Ole, Martin Denecke und Linus Vögele, die den Vorsprung weiter ausbauten und die Heimmannschaft schon nach 9 gespielten Minuten bei einem Stand von 3:8 zu einer Auszeit zwangen. Ob die beiden Trainer die richtigen Worte fanden, bleibt im Dunkeln – aus dem Spielbericht lässt sich jedenfalls keine Erleuchtung ablesen. Auch ein neutraler Zuschauer hätte wohl schnell festgestellt, dass sich am Spielgeschehen nicht wirklich viel geändert hat. So waren es auf Radolfzeller Seite vor allem unglückliche Ungenauigkeiten im Angriff, gepaart mit einem nicht gerade meisterhaften Abwehrverhalten, die den Weg zum weiteren Ausbau der Führung versperrten. In der Folge war auch Trainer Felix Radon gezwungen, in der 26. Minute bei einem Spielstand von 13:18 den grünen Karton zu zücken. Kurze Zusammenfassung: Das Spiel läuft nicht wie erwartet. Steht endlich mal konsequent in der Abwehr und versenkt die Dinger vorne (so oder so ähnlich). Anpfiff – Abpfiff. Beide Mannschaften trafen noch je dreimal, dann ging es in die Kabine. Halbzeitstand 16:21 – und jeder hatte das Gefühl, dass noch einiges an Arbeit auf uns wartete.

Wideranpfiff. War eine große Wende zu erkennen? Fehlanzeige. Der Gegner biss sich regelrecht in das Spiel, was ein Absetzen von Radolfzell immer schwieriger machte. Das Spiel schwankte hin und her und drohte in manchen Momenten sogar zu kippen. Eine ungewohnte Situation für die Mannschaft vom Untersee, die in den vergangenen Spielen meistens das Geschehen bestimmt hatte. Es konnte sich nicht abgesetzt werden, und die Heimmannschaft reduzierte den Rückstand in der 39. Minute auf 24:27. Jeder, der irgendwann mal Handball gespielt hat, weiß: „Jetzt wird’s gefährlich!“ Vor allem, weil jetzt auch die Nerven gefragt waren. Die Frage: Hielten sie? Offensiv waren es vor allem Mathis Rau, Yannik Franz und Nico Grether, die das Steuer übernahmen. Es entbrannte ein offener Schlagabtausch. Zwar konnte man sich bis zur 43. Minute wieder etwas absetzen und auf eine komfortablere 5-Tore-Führung ausbauen, doch den Pfullendorfer Gastgebern ging die Luft nicht aus. Das führte dazu, dass sie bis zur 53. Minute erneut auf 31:34 verkürzen konnten. Defensiv agierte vor allem das Torhütergespann Paul Denecke und Louis Ruf im Verbund mit Moritz Knura als stabiler Fels in der Brandung. Zwar erzielte die 1. Herrenmannschaft des Handball Sport Clubs in der Folge nur noch ein Tor durch Mathis Rau, doch das sollte für diesen Abend ausreichen, da auch der Gastgeber aus Pfullendorf in den verbleibenden sieben Minuten nur noch einmal ins Tor traf.“

So war es am 30.11.2024 um 19:24 Uhr besiegelt. Abpfiff – Sieg. Das Spiel endete 32:35 und der HSC Radolfzell gewann das Auswärtsspiel in Pfullendorf und beendet die seit 836.640 Minuten, zu Hause andauernde Siegesserie, der 2. Mannschaft des TVP (sorry, eigentlich ne mega coole Story). Wir bedanken uns für eure Gastfreundschaft, ein faires Spiel und wünschen weiterhin viel Glück in der Runde !

Louis Ruf