
Der November hatte Balingen fest im Griff. Auf dem Weg zur Längenfeldhalle lag dieser typische graue Schleier über den Straßen. Drinnen warteten warmes Hallenlicht, ein leises Stimmengewirr und die enge Atmosphäre, die solche Auswärtsspiele oft mit sich bringen. Es war ein ruhiger Handballabend ohne große Kulisse. Und genauso ruhig starteten wir auch ins Spiel: konzentriert, ordentlich, mit klaren Aktionen. Beim 3:5 wirkten wir stabil und gut im Rhythmus.
Dann änderte sich das Bild. Kleine Fehler summierten sich, ohne dass man sofort merkte, wie sehr sie uns ausbremsten. Ein Ball kam nicht an, ein Wurf fiel zu hastig aus, eine Bewegung stimmte nicht ganz. Weilstetten nutzte diese Phase konsequent und drehte die Partie mit einem 8:0-Lauf auf 11:5. Für einen Moment sah es so aus, als hätten wir den Anschluss komplett verloren.
In dieser schwierigen Phase war Paul unser Anker. Seine Paraden nahmen Weilstetten das Tempo und gaben uns die Ruhe zurück, die wir verloren hatten. Ohne ihn wäre dieser Rückstand kaum noch einzuholen gewesen. Er war die Variable in der Gleichung, die unser Spiel stabil hielt, als vieles danebenlief. Mit seiner Sicherheit im Rücken fanden wir wieder Halt. Die Abwehr arbeitete dichter, unsere Entscheidungen wurden klarer, und Stück für Stück kämpften wir uns zurück. Am Ende der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel gedreht und führten 14:15 – ein Zeichen dieser Mannschaft, dass sie auch an schwierigen Abenden Wege findet.
Nach der Pause blieb die Partie ausgeglichen. Beide Teams verteidigten aufmerksam und arbeiteten geduldig nach vorne. Kaum ein Angriff war einfach, kaum ein Tor selbstverständlich. Das Spiel blieb knapp, meist getrennt durch ein oder zwei Treffer. Wir blieben wach, hielten die Intensität hoch und lösten viele Situationen mit Ruhe. In dieser Phase war Paul erneut ein verlässlicher Rückhalt.
Doch die entscheidenden Minuten kamen kurz vor Schluss und sie verliefen anders, als man sie erwarten würde. Weilstetten spielte in Unterzahl, eigentlich ein Vorteil für uns. Doch gerade dort verloren wir die Geduld. Zwei schnelle Abschlüsse, ein unnötiger Ballverlust und ein konsequent ausgespielter Gegenangriff reichten den Gastgebern, um aus unserem 26:27 ein 28:27 zu machen. Diese zwei Minuten stellten das Spiel auf den Kopf. Wir versuchten, noch einmal zurückzukommen, fanden aber keinen klaren Abschluss mehr. Weilstetten setzte den letzten Treffer und brachte das 30:28 über die Zeit.
Es ist eine Niederlage, die man nur schwer einordnen kann. Wir hatten eine schwache Phase, ein starkes Comeback und ein Spiel, das durch wenige Momente entschieden wurde. Und doch war dieser Abend mehr als ein knapp verlorenes Auswärtsspiel. Es war Pauls letztes Match für uns. Mit ihm geht nicht nur ein Torwart, sondern auch ein Freund. Einer, der uns Sicherheit gegeben hat, wenn es hektisch wurde. Einer, der leise, aber nachhaltig Dinge zusammengehalten hat. Wir wünschen dir in Bremen nur das Beste, Paul – und hoffen, dich immer wieder einmal in Radolfzell in der Halle zu sehen.
Wir bedanken uns beim TV Weilstetten 2 für ein faires Spiel und wünschen eine verletzungsfreie Saison. Jetzt heißt es: durchatmen, die positiven Phasen festhalten und den Blick auf die Dinge richten, die uns an diesem Abend ausgebremst haben. Es war nicht eine Szene, die das Spiel entschieden hat, sondern das Zusammenspiel vieler kleiner Momente: Pässe, die nicht sauber kamen, Abschlüsse, die ihre Klarheit verloren, und eine Wurfquote, die unser Engagement nicht belohnt hat. In Summe waren es diese Details, die uns den Weg zum Sieg versperrten. Kleinigkeiten, die sich addierten und am Ende schwerer wogen als jede Einzelne davon.
Eure Herren I

