Der letzte Streich des Jahres: Unbesiegt in die Weihnachtspause


Es ist kurz vor 16 Uhr, am heiligsten aller Tage des Jahres – Weihnachten. Während andere längst in Besinnlichkeit versunken sind, sitze ich hier, um das Auswärtsspiel in Überlingen für euch aufzuarbeiten. Ja, das Spiel war schon am Samstag, und heute ist Dienstag, aber wenn ihr jetzt fragt: „Warum so spät?“, dann liegt die Antwort auf der Hand: Diese Mannschaft ist mehr als nur ein Haufen Spieler, die sich jede Woche kämpferisch jedem Gegner stellen.
Wir sind keine gewöhnliche Mannschaft. Wir sind ein Kollektiv, eine verschworene Einheit, die sich nicht nur auf dem Spielfeld ergänzt, sondern auch abseits davon lebt, atmet und einander stärkt. Diese Woche haben wir nicht einfach nur Handball gespielt oder trainiert – nein, wir haben Zeit miteinander verbracht, wie es nur echte Kameraden tun. Ob bei gemeinsamen Abenden, spontanen Treffen oder einfach im Gespräch, wir haben uns noch enger verbunden. Wir sind nicht nur Spieler, wir sind Brüder im Geiste.
Wenn wir uns sehen, geht es um mehr als Spielzüge und Ergebnisse. Es geht um das, was uns wirklich ausmacht: die unerschütterliche Freundschaft, die uns immer wieder zusammenschweißt. Wir sind eine Gemeinschaft, die sich auf und neben dem Feld ergänzt. In Momenten, in denen andere auseinanderbrechen würden, rücken wir zusammen. Wir lachen gemeinsam, tragen uns durch schwere Zeiten, und feiern jeden kleinen und großen Erfolg, als wäre es der größte Triumph unserer Geschichte.
Es mag sein, dass all diese Stunden zusammen die Zeit für diesen Bericht knapp gemacht haben. Doch wer wir sind – diese Familie, diese lebendige Legende – ist es wert. Denn am Ende sind es diese Verbindungen, die uns zu dem machen, was wir sind: eine Mannschaft, die mehr ist als der Sport, die mehr ist als die Summe ihrer Spieler – wir sind ein Team, eine Familie, eine Geschichte, die sich mit jedem Treffen neu schreibt.
Und so schreibe ich sie euch nun: unsere Geschichte vom Auswärtsspiel in Überlingen. Eigentlich ziemlich untypisch, oder? Letzte Woche noch vor heimischem Publikum in der sowohl geliebten als auch beliebten Unterseesporthalle gegen die Mannen aus Überlingen angetreten und jetzt, ziemlich genau sieben Tage später, schon das Rückspiel in der Hafenstadt. Für mich persönlich gar nicht mal so schlecht. Warum? Weil ich mir zumindest teilweise noch die Wurfbilder vereinzelter Gegenspieler aus dem Hinspiel habe merken können. Ein Vorteil, den ich vor allem in den ersten Minuten des Spiels eiskalt auszunutzen wusste – aber dazu später mehr!
Doch bevor ich mich weiter in den Details des Spiels verliere, möchte ich einen Moment innehalten und den Umständen, die Trainer Felix Radon dieses Mal auf den Plan rief, etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Gebrüder Rau fehlten – der eine in München, der andere… ehrlich gesagt, keine Ahnung, aber auch er nicht dabei. Und auch an der Situation unseres Dauerverletzten Niklas Burger hat sich nichts geändert – weiterhin auf der Liste der Abwesenden.
Aber dann – ein Lichtblick am Horizont! Ihr werdet es kaum glauben, aber er ist zurück: Rückraumshooter Martin Denecke! Nach wochenlanger Verletzungspause war er endlich wieder mit dabei, und das Aufatmen bei Coach Radon war beinahe greifbar. Endlich wieder mehr Variabilität im Rückraum – und vor allem ein Spieler, der nicht nur mit seiner Wurfkraft, sondern auch mit seiner Präsenz auf dem Feld den Unterschied machen kann.
Schon beim Aufwärmen war klar: Martin war heiß! Die Würfe krachten mit einer Wucht aufs Tor, als hätte er in den letzten Wochen all seine Energie aufgespart, nur um sie jetzt in diesem Spiel zu entladen. Für uns war es ein klarer Vorteil – mit Martin zurück auf der Platte hatten wir einen entscheidenden Trumpf im Ärmel. Und so bestritt nicht nur Martin, die letzte Aufwärmsession des Jahres. Nein. Wir alle! Es war spürbar, dass wir dieses, bisher schon so erfolgreiche Jahr, positiv zu Ende bringen wollen. Unsere Serie soll nicht reißen, vor allem nicht in Überlingen. Wir waren fokussiert und hatten Bock auf Handball. Folgerichtig bat das Schiedsrichtergespann Fahr/Günther, etwas unpünktlich, mit 15 Minuten Verspätung zum Anpfiff.
Die ersten Aktionen des Spiels gehörten dem HSC! Bereits nach 55 Sekunden gab es den ersten 7-Meter – ein unglücklicher Fehler der Überlinger, aber den nimmt man natürlich gerne mit. Vor dem Spiel hatte Trainer Radon noch die Effektivität unserer Strafwürfe thematisiert und einen Wechsel des Schützen gefordert. Nico Grether trat an, scheiterte jedoch am Torhüter. Doch das ließ ihn nicht entmutigen! Nur 24 Sekunden später übernahm er die Verantwortung und traf zum 0:1. Das Spiel war eröffnet!
In der Folge konnten wir uns etwas absetzen. Yannik Franz traf in der fünften Minute zum 1:3, und in der 12. Minute stellte Fynn den Spielstand auf 4:7. Auf den ersten Blick schienen wir die Überlinger im Griff zu haben, doch leider war dem nicht so…
Ich sprang im Tor hin und her, hielt Ball für Ball und war ein stabiler Rückhalt für die Mannschaft. Doch trotz meiner Paraden reichte es nicht aus, um uns weiter abzusetzen. Die Überlinger kamen immer wieder zurück ins Spiel. Eine inkonsequente Abwehr und eine teils miserable Torausbeute führte im weiteren Verlauf zu einem Halbzeitstand von 15:15.
Wir waren richtig angeschlagen. Die Laune lag im Keller, und unserem Trainer schienen die Worte zu fehlen. Das, was wir uns vorgenommen hatten, ging einfach nicht auf. Endlich wieder befreit aufspielen, vor allem vor den vielen mitgereisten Fans. Unserem Rückhalt auf der Tribüne attraktiven Handball bieten – weil das, was wir bisher zeigten, war alles andere als sehenswert. Und so war die Forderung unseres Trainers, in der zweiten Halbzeit mal ein paar Gänge hochzuschalten, keineswegs nur leere Worte, sondern vielmehr ein Gesetz, das wir nun zu befolgen hatten.
Es folgte der Gang zurück in die Halle. Die erste Halbzeit war abgehakt. Jetzt hieß es: Vollgas geben. Für Coach Felix Radon. Für die Fans auf der Tribüne. Für mich. So oder so ähnlich sah es in mir aus – und ich konnte mir vorstellen, dass es den anderen nicht anders ging. Mit dem Pfiff der Unparteiischen ging es weiter, und auch in der zweiten Hälfte blieb das Spiel ein hart umkämpftes Duell auf Augenhöhe. Ein wahrer Handballkrimi. In dieser Phase waren es vor allem Moritz „Knoppi“ Knura, Ole Osann und Martin Denecke, die auf Seiten des HSC für Tore sorgten. Doch unsere Gegner aus Überlingen hatten auf jede gute Aktion unsererseits eine passende Antwort parat. Und so stand es zur 42. Minute immer noch 21:21 – ein spannungsgeladenes Kopf-an-Kopf-Rennen.
Ab diesem Punkt war für mich dann aber Feierabend und ich konnte mir eine wohlverdiente Pause auf der Bank gönnen. Doch Paul Denecke sprang hervorragend für mich ein. Mit seinen starken, entscheidenden Paraden hielt er unseren Kasten sauber und gab der Mannschaft den nötigen Rückenwind. Dank seiner beeindruckenden Leistung bauten wir unsere Führung weiter aus.
In den sieben Minuten, in denen Paul den Kasten nach Simić-Manier vernagelte, erhöhten wir unseren Vorsprung auf 22:27 und setzten damit eine erste, aber entscheidende Vorentscheidung. Zwar konnte Fynn Osann in der 56. Minute noch auf 24:30 stellen und den Abstand weiter vergrößern, doch in den letzten Minuten ließ die Präzision und Kraft ein wenig nach. Um 20:09 Uhr war dann endlich Schluss. Kurz zuvor warf Benedikt Weis noch sein wohlverdientes erstes Feldtor und danach war es wirklich vorbei. Endstand: 28:32. Sieg. Weihnachtspause – endlich!
Es war kein Glanzsieg sondern eher ein Arbeitssieg. Aber am Ende zählen die zwei Punkte, die wir mit nach Hause nehmen – und die sind uns sicher. Wir bleiben ungeschlagen und überwintern auf dem 1. Tabellenplatz der Bezirksoberliga. Dieser Erfolg wäre ohne euch, unsere treuen Fans, nur halb so schön. Ob in der heimischen Unterseesporthalle oder auswärts, ihr seid immer dabei, feuert uns an und gebt uns die Energie, die wir auf dem Feld brauchen. Dafür möchten wir euch von Herzen danken!
Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Gegner aus Überlingen für ein faires und spannendes Spiel. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg in der Saison.
Was bleibt jetzt noch übrig. Ja was wohl? Im Namen des ganze HSC darf ich euch frohe Weihnachten wünschen. Genießt die Zeit mit Familie und Freunden und lasst den Handball vielleicht auch mal in der Ecke liegen. Erholt euch, sammelt Kraft und schließt das Jahr im Kreise eurer Liebsten ab und rutscht gut in neue Jahr 2025.

Louis Ruf