Mit Wucht zurück – Radolfzell setzt ein Ausrufezeichen


Der 15. November legte einen schweren Novemberton über Radolfzell. Die Luft war kalt, klar und ein wenig härter als sonst und auf dem Weg zur Mettnauhalle wirkte alles dunkler, dichter, erwartungsvoller. Doch je näher man der Halle kam, desto mehr löste sich diese Schwere. Innen warteten warmes Licht, das vertraute Stimmengewirr und diese Stimmung, die entsteht, wenn 250 Menschen nicht laut, sondern aufmerksam sind. Es war kein gewöhnlicher Abend, und irgendwie schien jeder es zu spüren.

Der Start ins Spiel war konzentriert und intensiv. Wir fanden gute Lösungen, setzten frühe Akzente und gingen mit 3:1 in Führung. Doch Baar war sofort da. Sie begegneten uns mit Energie, stellten unser Timing infrage und kamen beim 6:6 wieder heran. Es war ein Spiel im Gleichgewicht, ein Tasten nach Struktur und Kontrolle, bis sich plötzlich etwas verschob. Nicht laut, nicht sichtbar, sondern wie ein leiser Ruck durch die Mannschaft.

Unsere Abwehr wurde klarer, die Schritte sauberer, die Kontakte fester. In dieser Phase war es vor allem Knut, der die Defensive zusammenhielt. Er stellte Räume zu, gewann wichtige Duelle und gab der Abwehr eine Stabilität, die man spürte, bevor man sie sah. Er war derjenige, an dem sich die restliche Formation ausrichtete – ein zentraler Anker, still, hart, zuverlässig.

Vorne übernahm einer, der an diesem Abend ein Gespür für jeden Winkel des Feldes hatte: Emil. Er fand Lücken, die eigentlich keine waren, traf Entscheidungen, bevor andere sie überhaupt sahen, und gab unserem Angriff eine Ruhe, die sich wie ein Pulsschlag durchs Spiel zog. Sebastian setzte zwei starke Treffer nach, und gemeinsam öffneten sie den ersten Riss im Abwehrverband der Gäste.

Von da an bekam das Spiel eine Richtung. Zwischen der 11. und 20. Minute spielten wir eine Phase, die später das Herzstück des Abends werden sollte. Vorne variabel, geduldig, mutig. Hinten stabil, geschlossen und mit einem Torwart, der an diesem Abend nicht einfach gut war, sondern ein Garant: Jörg.

Er hielt freie Bälle, verdeckte Würfe, schwierige Momente. Er hielt das, was ein Spiel offenhält. Seine Präsenz sprach leiser als Worte, aber deutlicher als jeder Zuruf von außen. Über 8:6, 12:10 und 15:11 zogen wir davon, und als Sebastian kurz vor der Pause zum 20:13 traf, war das kein Zufall, sondern ein Bild für das, was dieser Abend werden sollte.

Nach dem Seitenwechsel setzte sich dieser Eindruck fort. Wir wollten nicht verwalten, sondern führen. Mit klaren Angriffen, ruhigen Laufwegen und einem Jörg, der baute, was jede starke Mannschaft braucht: Vertrauen. Knut blieb dabei das Rückgrat der Defensive, verschob, dirigierte, stopfte Lücken und machte jeden, der neben ihm verteidigte, ein Stück besser. Und Emil blieb der Motor, der kleine Räume nutzte, Tempo dosierte und das Spiel in genau die Bahnen lenkte, die wir brauchten.

Beim 24:16 und 27:18 war zu spüren, dass Baar zwar kämpfte, aber dass der Abend uns gehörte. Die Gäste setzten in der Schlussphase noch Akzente, vor allem über Hauser. Doch wir blieben kontrolliert. Die letzten Minuten zeigten eine Mannschaft, die nicht vom Ergebnis, sondern von ihrer Geschlossenheit getragen wurde. Fynn, Ole und Martin setzten noch Akzente, kleine Momente, die dem Abend Wärme gaben.

Das 34:26 war am Ende deutlich und doch erzählte es nur einen Teil der Geschichte. Denn dieser Abend war mehr als ein Sieg. Er war ein Statement. Ein Beweis dafür, wie wir spielen können, wenn Ruhe, Klarheit und Entschlossenheit sich gegenseitig tragen. Ein Abend, an dem Emil ein Spiel spielte, das man so nicht oft sieht, an dem Jörg mit seiner Präsenz dafür sorgte, dass kein Zweifel aufkam, und an dem Knut mit seiner Abwehrarbeit das Fundament legte, auf dem all das stehen konnte.

Wir bedanken uns bei der HSG Baar für ein faires, intensives Spiel und wünschen eine verletzungsfreie Saison. Viel Zeit zum Zurückblicken bleibt uns jedoch nicht: Bereits am Sonntag um 17 Uhr geht es für uns in Schwenningen weiter. Ein anderer Gegner, eine andere Halle, ein neues Spiel – aber die gleiche Bereitschaft, wieder alles reinzuwerfen, was diese Mannschaft ausmacht.

Wer den Weg mit uns geht, ist wie immer herzlich willkommen. Jede vertraute Stimme am Rand, jedes Gesicht auf der Tribüne tut gut, besonders an solchen Wochenenden, an denen es Schlag auf Schlag geht.

Eure Herren I