(Foto: Viviana Hepfer)
Spielklasse: | Bezirksoberliga |
Trainingsleitung: | Felix Radon, Marc Becara |
Training: | Dienstag 20:15 – 22:00 Uhr Unterseehalle
Donnerstag 20:15 – 22:00 Uhr Unterseehalle Freitag 20:00 – 22:00 Uhr Mettnauhalle |
Kontakt: | felix.radon@hsc-radolfzell.de |
Trainer
Felix Radon
Galopp in der ersten Hälfte, Trab in der zweiten – ein Sieg mit kleinen Stolperern!
Es ist wieder so weit: Spielbericht der Herren I. Aufgrund akuten Zeitmangels – ausgelöst durch die stets gefürchtete Klausurenphase – fällt der heutige Bericht etwas kürzer aus. Ganz nach dem Motto: Gut angefangen und stark nachgelassen, gibt es dieses Mal tatsächlich nicht allzu viel zu berichten. Wie gewohnt verabschiedeten wir uns, die Mannen vom Untersee – im Volksmund auch als Piraten des Untersees bekannt – von unseren geliebten Unterseesporthalle und brachen pünktlich um 16:45 Uhr Richtung Konstanz auf. Dort angekommen, empfing uns das typische Bild: dichter Nebel und tristes Wetter, das die Stimmung in eine mystisch-trübe Atmosphäre tauchte.
Nach den packenden letzten Minuten des Vorspiels der Konstanzer Damen war es an der Zeit, unsere Pferde zu satteln und uns selbst auf die bevorstehende Partie einzuschwören. Doch noch vor dem ersten Ballkontakt sorgte unser traditioneller Gang um die Halle für die erste Herausforderung des Tages. Das steile Gestein des Gießbergs, der die Geschwister-Scholl-Schule umrahmt, verwandelte die sonst gemütliche Runde in eine schweißtreibende Bergwanderung – ein Auftakt, der uns unerwartet auf Betriebstemperatur brachte.
Wieder an den Türen der Halle angekommen, machten wir uns zügig auf den Weg in die Kabine. Schnelles Umziehen war angesagt, denn Coach Radon scharrte schon mit den Hufen und drängte darauf, seine Ansprache loszuwerden. Alles wie immer: Den Gegner nicht unterschätzen, der Boden ist rutschig, kein Harz – und vor allem auf die eigenen Stärken setzen. Der Auftrag lautete klar: befreit aufspielen. Nach einer lockeren Runde „Hochhalten“, selbstverständlich mit dem Fußball, ging es direkt zur Mobilisation. Auch Mannschaftskapitän Mathis ließ es sich nicht nehmen, uns eindringlich darauf hinzuweisen, den Gegner ernst zu nehmen. „Einfach wegputzen“, so oder so ähnlich klang sein motivierendes Fazit.
Mit den finalen Worten des Coaches im Ohr war schließlich alles bereit. Das Schiedsrichtergespann Korherr/Mundhaas bat pünktlich um 18:00 Uhr zum Anpfiff – das Spiel konnte beginnen. Und wie es begann! Keine 30 Sekunden waren gespielt, da donnerte Martin Denecke den Ball mit einer Präzision ins Netz, die selbst den Torwart nur staunen ließ. Von da an lief es für uns wie geschmiert. Tore von Sebastian, Fynn, Ole und Mathis folgten in beeindruckender Geschwindigkeit. Zwar hatten die Konstanzer mit ihren bissigen Würfen hin und wieder eine Antwort parat, doch unser Angriff brannte ein regelrechtes Feuerwerk ab. Bereits in der 9. Minute war klar, dass wir heute etwas Besonderes im Visier hatten – nämlich Tore, Tore und noch mehr Tore. Der Spielstand von 4:9 ließ uns zufrieden auf die Anzeigetafel blicken, aber wir hatten längst nicht genug.
Dann geschah es. Ein einfacher Ballverlust der Konstanzer, der Ball rollte genau in meine Richtung. Mein Moment war gekommen. Mit der Eleganz eines Weltklasse-Quarterbacks und der Weitsicht eines Schachgroßmeisters spielte ich einen Pass, der das Spiel für einen Wimpernschlag einfrieren ließ. Der Ball segelte durch die Luft, getragen von purer Magie – und landete perfekt in den Händen von Florian Schulze. Was dann folgte, hätte keiner von uns für möglich gehalten. Florian, unser Mann für die subtileren Momente auf dem Spielfeld, nahm Fahrt auf. Mit der Geschwindigkeit eines ICEs und der Zielstrebigkeit eines hungrigen Falken sprintete er los – ja, richtig gelesen, sprintete! Der Konstanzer Abwehr blieb nichts als ungläubiges Staunen, während Florian die gegnerische Hälfte durchpflügte wie ein Sturm, der alles mit sich reißt. Die Halle hielt den Atem an, als er zum Wurf ansetzte. Und dann, mit einem krachenden Schlag, versenkte er den Ball im Netz. Pure Ekstase brach aus. Unsere Bank explodierte in Jubel, und selbst die Konstanzer Fans konnten sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen. Vielleicht habe ich das Tor zum 4:10 etwas zu sehr in den Fokus gerückt – aber cool war’s trotzdem!
Nach und nach fanden wir immer besser ins Spiel. Schon in der ersten Hälfte schafften es fast alle, sich in die Torschützenliste einzutragen. Nach einer gefühlten Ewigkeit von 20 Minuten, in denen ich den Bällen meist nur hinterherschauen konnte, gelang es mir schließlich, mich besser auf den Angriff der Konstanzer einzustellen und der Mannschaft bis zur Halbzeit einen stabileren Rückhalt zu bieten.
Mit einer konzentrierten Defensive und einem effektiven Angriffsspiel bauten wir unseren Vorsprung stetig aus. Am Ende der ersten Halbzeit zeigte die Anzeigetafel ein klares 10:25 – ein Ergebnis, das keinen Zweifel daran ließ, wer hier das Spiel bestimmte. Trainer Radon zeigte sich entsprechend zufrieden. Viel Anlass zur Kritik gab es nicht, lediglich in der Abwehr forderte er etwas mehr Sicherheit. Ansonsten lautete die Devise: Weitermachen wie bisher!
Die zweite Halbzeit verlief leider nicht wie erwartet. An die starke Leistung der ersten 30 Minuten konnten wir nicht mehr anknüpfen und auch Paul Denecke, der mich im Tor ablöste, war oft machtlos. Eine teils löchrige Abwehr machte es ihm schwer, die Angriffe der Konstanzer zu entschärfen. Ein Lichtblick war jedoch Sebastian Hecht, der mit seiner unermüdlichen Laufbereitschaft immer wieder den Weg in die Spitze suchte. Auch wenn er nicht immer in Szene gesetzt wurde, schaffte er es dennoch, sechs Tore zu erzielen – eine starke Leistung. Ebenso überzeugte Nico Grether, der an seine zuletzt guten Auftritte anknüpfte und sicher von Linksaußen verwandelte.
Was soll ich euch sonst noch von der zweiten Halbzeit erzählen? Bleiben wir einfach mal bei den Fakten. Zwar ging die zweite Halbzeit nicht verloren, als Tabellenführer haben wir aber definitiv andere Ansprüche, als in Konstanz nur ein Unentschieden herauszuspielen. Nach einer überzeugenden ersten Hälfte kamen wir in der zweiten Spielzeit lediglich auf ein 17:17.
Man muss den Konstanzern zugestehen, dass sie in dieser Phase deutlich stärker aufspielten – sowohl defensiv als auch offensiv. Doch wir müssen auch bei uns selbst ansetzen: Wir haben ihnen viel zu oft die Räume gelassen, die sie gebraucht haben. Hinzu kommen 5 vergebene 7-Meter und das wohl bitterste Szenario: Ein Gegentor in dreifacher Überzahl. Das entspricht weder unserem Anspruch noch unserem eigentlichen Niveau!
Komisch, oder? Ein Spiel, nach dem irgendwie keiner so richtig zufrieden war – und doch war genau das das Bild am vergangenen Sonntag. Bei aller Schwarzmalerei sollte man aber nicht vergessen, dass wir das Spiel dennoch souverän mit 27:42 gewannen. Natürlich hatten wir nach der ersten Halbzeit den Anspruch, in der zweiten Hälfte ein wahres Feuerwerk abzubrennen. Doch das wurde uns von einer Konstanzer Mannschaft, die sich bis zum Schluss nicht aufgab, ordentlich erschwert. Am Ende zählen jedoch nur die zwei wichtigen Punkte, die wir dem HC DJK erfolgreich stibitzten und mit zurück nach Radolfzell brachten.
Ein großes Dankeschön an unsere Fans, die den Weg nach Konstanz gefunden haben, um uns zu unterstützen – und das trotz des gleichzeitig stattfindenden Spiels der Handballnationalmannschaft. Ebenso danken wir unseren Gastgebern aus Konstanz für ein faires Spiel und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg für den Rest der Saison. Nach einem handballfreien Wochenende geht es für uns am 2. Februar um 13:00 Uhr in der Schänzlesporthalle weiter. Dort treffen wir auf den aktuellen Tabellenzweiten, die HSG Konstanz 3. Kommt vorbei und unterstützt uns – wir freuen uns auf euch!
Louis Ruf
Im Schatten der Hegauer Vulkane – Sieg in Ehingen!
Montagnachmittag. Es ist wieder so weit: Der Spielbericht ruft. Die Feiertage sind vorüber und hoffentlich seid ihr alle gut ins neue Jahr 2025 gestartet. Neues Jahr, alte Gewohnheiten. Nach einer wohlverdienten Pause wurde der längst eingestaubte Ball nach drei langen Wochen wieder aus der Ecke geholt. Die ersten Trainingseinheiten liefen vielversprechend – doch insgeheim wussten einige, dass das zwanzigste Plätzchen oder das vierte Stück Linzertorte vielleicht doch keine so brillante Idee war. Wie dem auch sei – mit dem ein oder anderen Extra-Kilo im Gepäck machten wir uns am Samstagnachmittag dennoch auf den Weg nach Ehingen. Die Eugen-Schädler-Halle – am Fuße der Hegau-Vulkane gelegen – ist nicht ohne Grund berühmt-berüchtigt. Und das liegt nicht nur an ihrer imposanten Größe, sei es auf den Rängen oder auf dem Spielfeld. Nein! In Ehingen kann es jederzeit unangenehm werden. Die Fans der Heimmannschaft schaffen es immer wieder, mit ihrer leidenschaftlichen Unterstützung für eine hitzige, fast schon elektrisierende Atmosphäre zu sorgen. Umso schöner ist es Woche für Woche zu sehen, wie immer mehr begeisterte Zuschauer ins Auto steigen, um uns zu begleiten und lautstark zu unterstützen. Mit unserem rot-gelben Block konnten wir den Ehinger Fans ordentlich Paroli bieten und ihnen zeigen, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch auf den Rängen mithalten können. Trainer Radon brachte uns ebenfalls in Stimmung. Während die Ehinger Spieler Lob erhielten, ermahnte er uns, sie keinesfalls zu unterschätzen. Mit ihrer Klasse und der besonderen Atmosphäre in der Ehinger Halle könnte es schnell unangenehm werden, warnte er uns eindringlich. Wir trainierten weitestgehend konzentriert und legten damit den Grundstein für ein erfolgsversprechendes Spiel am Wochenende. Auch personell war die Ausgangslage ideal: Die Weihnachtspause bot neben kulinarischen Exzessen genügend Zeit für Erholung. Alle angeschlagenen Spieler kehrten in den Kader zurück, sodass wir in Ehingen mit voller Besetzung auftrumpfen konnten. Ansonsten lief alles wie immer. Frühzeitiges erscheinen in der Halle. Eine gemeinsame Runde um die Halle laufen – um den Kopf freizubekommen, versteht sich. Gemütliches Umziehen, ein bisschen Quatschen und dann die Ansprache des Trainers. Alles wie gewohnt … eigentlich. Doch diesmal war einiges anders. Nicht nur, dass die Idee mit Leibchen zu spielen, wenig Begeisterung in mir fand – der Blick auf die Uhr offenbarte etwas schreckliches: 15 Minuten zum Aufwärmen? Schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Die Erleichterung war spürbar, als das Schiedsrichtergespann Frasch/Himmelsbach uns mitteilte, dass der Anwurf nach hinten verschoben wird. Also doch alles wie immer! Wir legten ein ordentliches Tempo vor, wollten schnell fertig werden, nur um dann, fünf Minuten vor 6 doch noch in die Kabine gepfiffen zu werden. Naja, sei’s drum. Tempogegenstöße brauchen wir eh nicht üben – die sitzen bei uns schließlich wie aus dem Lehrbuch. In der Kabine folgten die letzten motivierenden Worte des Coaches und dann ging es los. Um 18:11 Uhr ertönte das vertraute, schrille Geräusch der Schiedsrichterpfeife – das Spiel war eröffnet. Die ersten Angriffe der Gegner wusste ich gekonnt zu entschärfen. Mit vier starken Paraden legte ich den Grundstein für einen gelungenen Start. Vorne machten wir kurzen Prozess: Erst traf Fynn Osann nach 68 Sekunden, dann legte Yannik Franz knapp zwei Minuten später nach. Und nur 26 Sekunden darauf erhöhte Sebastian Hecht auf 0:3. Ein Traumstart, mit dem sich definitiv arbeiten lässt! Erst nach 317 Sekunden gelang es den Gastgebern, sich erstmals auf der Anzeigetafel zu verewigen – ein frecher Tunnler von außen, dreckig! Aber genau solche Szenen überraschen Coach Radon schon lange nicht mehr. In der Folge entwickelte sich ein spannendes Handballspiel. Ich parierte weiterhin einige Bälle und unsere Abwehr glänzte mit cleveren Ballgewinnen. Diese „Steals“ führten zu einfachen Toren, an denen vor allem Fynn, Mathis und Sebastian großen Anteil hatten. Die zwischenzeitliche 7:12Führung nach knapp 21 Minuten war daher absolut verdient. Doch dann schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Eine nachlässigere Abwehrarbeit und kleine Fehler im Angriff verhinderten, dass wir den Vorsprung weiter ausbauen konnten. Die Hegauer blieben hartnäckig und nutzten jede Unsicherheit. Ihr Torhüter wuchs über sich hinaus und brachte mit starken Paraden das Momentum auf ihre Seite. So schrumpfte unsere komfortable 5-Tore-Führung bis zur 26. Minute auf 12:14 zusammen. Wir schienen verunsichert. Irgendwie bekam ich keinen Ball mehr zu fassen und der wirbelnde Angriff, wirbelte nicht mehr wie gewohnt. In diesen Phasen der Schwäche braucht es einen Helden. Einen, der das Spiel in die Hand nimmt, wenn alle anderen straucheln. Einen, der nicht fragt, ob er bereit ist – sondern einfach macht. Superman? Leider verhindert. Batman? Hatte wohl Wichtigeres zu tun. Also musste einer von uns das Schild hochreißen und zum Retter werden. Und da war er. Mit der Entschlossenheit eines Kriegers, dem Mut eines Löwen und der Eleganz eines… naja, etwas schwitzigen Athleten. Er stemmte sich gegen den drohenden Ausgleich, nahm das Spiel persönlich und setzte Zeichen, die man nicht auf der Anzeigetafel, sondern in den Gesichtern der Gegner ablesen konnte. Manchmal braucht es eben keinen Superhelden mit Cape – manchmal reicht es, Nico Grether in den eigenen Reihen zu haben. Und nicht nur einmal. Nein! Auch nicht zweimal. Gleich dreimal stieg Nico, anmutig wie ein Adler in die Lüfte, fasste sich ein Herz und jagte den Ball unhaltbar in den Winkel. Jeder Wurf war ein Statement: „Hier bin ich und ich regle das jetzt!“ Mit dieser Energie riss er das Team mit und brachte uns zurück auf Kurs. In solchen Momenten merkt man, dass wahre Helden keine Masken tragen – sondern Trikots. Kurze Zeit später ertönte dann auch schon die Sirene. Halbzeitpause. 14:17. Trainer Radon sah das Spiel ähnlich wie ich: keine gravierenden Fehler, aber noch Luft nach oben. Die Torausbeute könnte besser sein, in der Abwehr hätte man stellenweise kompakter stehen dürfen – doch insgesamt war es eine solide erste Halbzeit gegen einen starken Gegner. Jetzt noch einen kräftigen Schluck Randegger. Einmal tief durchatmen und dann ging es wieder runter auf die Platte. Wir wollten genau dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten – mit voller Energie und klarem Fokus. Für mich war der Arbeitstag jedoch beendet. Feierabend! Ich machte es mir auf der Bank bequem, während Paul Denecke für mich zwischen die Pfosten rückte. Obwohl wir die Seitenwahl für uns entschieden und mit dem Anwurf in die zweite Halbzeit starteten, blieb die Belohnung aus. Stattdessen schlugen die Ehinger eiskalt zu und versenkten den Ball als Erste im Netz. 15:17 – kein Grund zur Panik aber ein Spielstand, der gefährlich flackert. Ein kurzer Moment der Nachlässigkeit und das Spiel könnte uns wie Sand durch die Finger rinnen. Linus brach schließlich den Bann und erzielte sein erstes Tor des Abends – ein Hoffnungsschimmer. Doch kaum aufgeflackert, drohte er schon wieder zu erlöschen: Die Ehinger antworteten gnadenlos mit zwei schnellen Treffern und drehten das Spiel auf 17:18. Jetzt war absolute Wachsamkeit gefragt. Kein Raum für Zweifel, kein Platz für Fehler. Das Spiel hing an einem seidenen Faden, bereit, in jede Richtung zu kippen. Auch in dieser kritischen Phase brauchte es keinen Superhelden im Cape – es brauchte ihn – Moritz „Knoppi“ Knura. Er spielte auf wie ein junger Gott, nahm sein Herz in beide Hände und stemmte sich mit aller Macht gegen den drohenden Ausgleich. Jeder Ballkontakt war pure Entschlossenheit, jeder Wurf ein Donnerschlag, der durch die Halle hallte. Er kämpfte nicht nur für sich, sondern schien das ganze Team auf seinen Schultern zu tragen. Am Kreis war er eine Naturgewalt. Mit roher Kraft und unbändigem Willen pflügte er durch die gegnerische Abwehr, riss Lücken auf, wo eigentlich keine waren, und hämmerte den Ball kompromisslos ins Netz. Doch damit nicht genug – auch in der Abwehr wurde Moritz zum Albtraum für die Ehinger. Mit gnadenloser Härte, aber absolut fair, ließ er seine Gegenspieler spüren, dass hier nichts zu holen war. Jeder Zusammenprall, jeder Block, war eine klare Botschaft: Nicht mit mir. Nicht heute. Er war nicht einfach nur Teil des Spiels – er war der Sturm, der über das Spielfeld fegte. Der Kämpfer, der uns genau in diesem Moment die nötige Stärke gab. Verbunden mit den spektakulären Paraden meines Torhüterkollegen Paul, gelang es uns, das Spiel langsam aber sicher wieder an uns zu reißen. Ab der 46. Spielminute fielen die Tore wie am Fließband. Erst das 23:25, dann direkt das nächste Tor, das 26. – das ging so weiter und schon in der 51. Minute stand es 23:29. In dieser Phase lief der Motor endlich rund. Unsere Abwehr stand kompakt, wir schnürten die Ehinger in ihren Angriffen ein und setzten die Gegner mit schnellen, präzisen Kontern unter Druck. Und dann war da Sebastian Hecht. Ein echter Gamechanger. Mit einer Entschlossenheit, die keine Zweifel aufkommen ließ, riss er das Spiel an sich, lief Konter um Konter und verwandelte jeden dieser Tempogegenstöße mit einer Coolness, die für die Ehinger kaum zu fassen war. Er war der Katalysator, der uns als Mannschaft weiterbrachte und den Gegnern keine Chance ließ, zurückzukommen. Doch es war nicht nur er, der sich in dieser Phase auszeichnete. Auch die beiden Osann-Brüder zeigten ihre ganze Klasse. Ob vom Strich oder aus dem Rückraum, sie ließen die Abwehr der Ehinger verzweifeln und trugen maßgeblich zu unserem Erfolg bei. Mit einer 6-Tore-Führung setzten wir den entscheidenden Schritt und ließen dem Gegner keine Luft mehr zum Atmen. Es war ein wahrer Kraftakt, in dem jeder Einzelne seinen Teil dazu beitrug, das Spiel zu entscheiden. Kurze Zeit später – Spielunterbrechung – was war geschehen. Ein schneller Blick zum Kampfgericht löste die Verwirrung. Trainer Radon griff in der 53. Minute zum grünen Karton und forderte ein Timeout. Long Story short: „Weiter mit Köpfchen spielen und die Dinger vorne reinnageln. Kurz durchatmen und dann wieder ab aufs Feld.“ Gesagt, getan. Bis zur 55. Spielminute zogen wir weiter davon. Die Anzeigetafel zeigte nun 24:31 – der Sieg schien fast schon sicher. Doch dann setzte der Endspurt der Ehinger ein. Sie gaben sich noch nicht geschlagen und kämpften bis zum Schluss. Benedikt Weis traf eiskalt nach einem Tempogegenstoß und sorgte für den verdienten Abstand. Doch die Ehinger nutzten jede sich bietende Gelegenheit und brachten den Ball in den letzten Minuten gleich vier Mal in unserem Tor unter. Wir hielten dem Druck jedoch stand und ließen uns den Sieg nicht mehr nehmen. Um 19:34 Uhr ertönte der Pfiff – Abpfiff. Erleichterung. Sieg. Der Endstand lautete 28:32 – und damit wieder das gleiche Ergebnis wie im letzten Spiel. Es war das vierte Mal in Folge, dass wir mit genau 32 Toren geworfen hatten. Eine kleine Serie, die aufzeigt, dass wir uns nicht nur durch einzelne Momente, sondern als Team stabil und konstant zeigen. Kontinuität, könnte man sagen – und das war der Schlüssel zu diesem Erfolg. Ein großes Dankeschön geht an unsere treuen Fans, die uns mit voller Lautstärke in der Halle unterstützt haben. Ebenso bedanken wir uns bei unseren Ehinger Gastgebern, für das faire und spannende Spiel. Schon am kommenden Sonntag steht das nächste Auswärtsspiel auf dem Plan. Um 18:00 Uhr empfängt uns die HC DJK Konstanz zum Rückspiel in der Halle an der Geschwister-Scholl-Schule.
Louis Ruf
Der letzte Streich des Jahres: Unbesiegt in die Weihnachtspause
Es ist kurz vor 16 Uhr, am heiligsten aller Tage des Jahres – Weihnachten. Während andere längst in Besinnlichkeit versunken sind, sitze ich hier, um das Auswärtsspiel in Überlingen für euch aufzuarbeiten. Ja, das Spiel war schon am Samstag, und heute ist Dienstag, aber wenn ihr jetzt fragt: „Warum so spät?“, dann liegt die Antwort auf der Hand: Diese Mannschaft ist mehr als nur ein Haufen Spieler, die sich jede Woche kämpferisch jedem Gegner stellen.
Wir sind keine gewöhnliche Mannschaft. Wir sind ein Kollektiv, eine verschworene Einheit, die sich nicht nur auf dem Spielfeld ergänzt, sondern auch abseits davon lebt, atmet und einander stärkt. Diese Woche haben wir nicht einfach nur Handball gespielt oder trainiert – nein, wir haben Zeit miteinander verbracht, wie es nur echte Kameraden tun. Ob bei gemeinsamen Abenden, spontanen Treffen oder einfach im Gespräch, wir haben uns noch enger verbunden. Wir sind nicht nur Spieler, wir sind Brüder im Geiste.
Wenn wir uns sehen, geht es um mehr als Spielzüge und Ergebnisse. Es geht um das, was uns wirklich ausmacht: die unerschütterliche Freundschaft, die uns immer wieder zusammenschweißt. Wir sind eine Gemeinschaft, die sich auf und neben dem Feld ergänzt. In Momenten, in denen andere auseinanderbrechen würden, rücken wir zusammen. Wir lachen gemeinsam, tragen uns durch schwere Zeiten, und feiern jeden kleinen und großen Erfolg, als wäre es der größte Triumph unserer Geschichte.
Es mag sein, dass all diese Stunden zusammen die Zeit für diesen Bericht knapp gemacht haben. Doch wer wir sind – diese Familie, diese lebendige Legende – ist es wert. Denn am Ende sind es diese Verbindungen, die uns zu dem machen, was wir sind: eine Mannschaft, die mehr ist als der Sport, die mehr ist als die Summe ihrer Spieler – wir sind ein Team, eine Familie, eine Geschichte, die sich mit jedem Treffen neu schreibt.
Und so schreibe ich sie euch nun: unsere Geschichte vom Auswärtsspiel in Überlingen. Eigentlich ziemlich untypisch, oder? Letzte Woche noch vor heimischem Publikum in der sowohl geliebten als auch beliebten Unterseesporthalle gegen die Mannen aus Überlingen angetreten und jetzt, ziemlich genau sieben Tage später, schon das Rückspiel in der Hafenstadt. Für mich persönlich gar nicht mal so schlecht. Warum? Weil ich mir zumindest teilweise noch die Wurfbilder vereinzelter Gegenspieler aus dem Hinspiel habe merken können. Ein Vorteil, den ich vor allem in den ersten Minuten des Spiels eiskalt auszunutzen wusste – aber dazu später mehr!
Doch bevor ich mich weiter in den Details des Spiels verliere, möchte ich einen Moment innehalten und den Umständen, die Trainer Felix Radon dieses Mal auf den Plan rief, etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Gebrüder Rau fehlten – der eine in München, der andere… ehrlich gesagt, keine Ahnung, aber auch er nicht dabei. Und auch an der Situation unseres Dauerverletzten Niklas Burger hat sich nichts geändert – weiterhin auf der Liste der Abwesenden.
Aber dann – ein Lichtblick am Horizont! Ihr werdet es kaum glauben, aber er ist zurück: Rückraumshooter Martin Denecke! Nach wochenlanger Verletzungspause war er endlich wieder mit dabei, und das Aufatmen bei Coach Radon war beinahe greifbar. Endlich wieder mehr Variabilität im Rückraum – und vor allem ein Spieler, der nicht nur mit seiner Wurfkraft, sondern auch mit seiner Präsenz auf dem Feld den Unterschied machen kann.
Schon beim Aufwärmen war klar: Martin war heiß! Die Würfe krachten mit einer Wucht aufs Tor, als hätte er in den letzten Wochen all seine Energie aufgespart, nur um sie jetzt in diesem Spiel zu entladen. Für uns war es ein klarer Vorteil – mit Martin zurück auf der Platte hatten wir einen entscheidenden Trumpf im Ärmel. Und so bestritt nicht nur Martin, die letzte Aufwärmsession des Jahres. Nein. Wir alle! Es war spürbar, dass wir dieses, bisher schon so erfolgreiche Jahr, positiv zu Ende bringen wollen. Unsere Serie soll nicht reißen, vor allem nicht in Überlingen. Wir waren fokussiert und hatten Bock auf Handball. Folgerichtig bat das Schiedsrichtergespann Fahr/Günther, etwas unpünktlich, mit 15 Minuten Verspätung zum Anpfiff.
Die ersten Aktionen des Spiels gehörten dem HSC! Bereits nach 55 Sekunden gab es den ersten 7-Meter – ein unglücklicher Fehler der Überlinger, aber den nimmt man natürlich gerne mit. Vor dem Spiel hatte Trainer Radon noch die Effektivität unserer Strafwürfe thematisiert und einen Wechsel des Schützen gefordert. Nico Grether trat an, scheiterte jedoch am Torhüter. Doch das ließ ihn nicht entmutigen! Nur 24 Sekunden später übernahm er die Verantwortung und traf zum 0:1. Das Spiel war eröffnet!
In der Folge konnten wir uns etwas absetzen. Yannik Franz traf in der fünften Minute zum 1:3, und in der 12. Minute stellte Fynn den Spielstand auf 4:7. Auf den ersten Blick schienen wir die Überlinger im Griff zu haben, doch leider war dem nicht so…
Ich sprang im Tor hin und her, hielt Ball für Ball und war ein stabiler Rückhalt für die Mannschaft. Doch trotz meiner Paraden reichte es nicht aus, um uns weiter abzusetzen. Die Überlinger kamen immer wieder zurück ins Spiel. Eine inkonsequente Abwehr und eine teils miserable Torausbeute führte im weiteren Verlauf zu einem Halbzeitstand von 15:15.
Wir waren richtig angeschlagen. Die Laune lag im Keller, und unserem Trainer schienen die Worte zu fehlen. Das, was wir uns vorgenommen hatten, ging einfach nicht auf. Endlich wieder befreit aufspielen, vor allem vor den vielen mitgereisten Fans. Unserem Rückhalt auf der Tribüne attraktiven Handball bieten – weil das, was wir bisher zeigten, war alles andere als sehenswert. Und so war die Forderung unseres Trainers, in der zweiten Halbzeit mal ein paar Gänge hochzuschalten, keineswegs nur leere Worte, sondern vielmehr ein Gesetz, das wir nun zu befolgen hatten.
Es folgte der Gang zurück in die Halle. Die erste Halbzeit war abgehakt. Jetzt hieß es: Vollgas geben. Für Coach Felix Radon. Für die Fans auf der Tribüne. Für mich. So oder so ähnlich sah es in mir aus – und ich konnte mir vorstellen, dass es den anderen nicht anders ging. Mit dem Pfiff der Unparteiischen ging es weiter, und auch in der zweiten Hälfte blieb das Spiel ein hart umkämpftes Duell auf Augenhöhe. Ein wahrer Handballkrimi. In dieser Phase waren es vor allem Moritz „Knoppi“ Knura, Ole Osann und Martin Denecke, die auf Seiten des HSC für Tore sorgten. Doch unsere Gegner aus Überlingen hatten auf jede gute Aktion unsererseits eine passende Antwort parat. Und so stand es zur 42. Minute immer noch 21:21 – ein spannungsgeladenes Kopf-an-Kopf-Rennen.
Ab diesem Punkt war für mich dann aber Feierabend und ich konnte mir eine wohlverdiente Pause auf der Bank gönnen. Doch Paul Denecke sprang hervorragend für mich ein. Mit seinen starken, entscheidenden Paraden hielt er unseren Kasten sauber und gab der Mannschaft den nötigen Rückenwind. Dank seiner beeindruckenden Leistung bauten wir unsere Führung weiter aus.
In den sieben Minuten, in denen Paul den Kasten nach Simić-Manier vernagelte, erhöhten wir unseren Vorsprung auf 22:27 und setzten damit eine erste, aber entscheidende Vorentscheidung. Zwar konnte Fynn Osann in der 56. Minute noch auf 24:30 stellen und den Abstand weiter vergrößern, doch in den letzten Minuten ließ die Präzision und Kraft ein wenig nach. Um 20:09 Uhr war dann endlich Schluss. Kurz zuvor warf Benedikt Weis noch sein wohlverdientes erstes Feldtor und danach war es wirklich vorbei. Endstand: 28:32. Sieg. Weihnachtspause – endlich!
Es war kein Glanzsieg sondern eher ein Arbeitssieg. Aber am Ende zählen die zwei Punkte, die wir mit nach Hause nehmen – und die sind uns sicher. Wir bleiben ungeschlagen und überwintern auf dem 1. Tabellenplatz der Bezirksoberliga. Dieser Erfolg wäre ohne euch, unsere treuen Fans, nur halb so schön. Ob in der heimischen Unterseesporthalle oder auswärts, ihr seid immer dabei, feuert uns an und gebt uns die Energie, die wir auf dem Feld brauchen. Dafür möchten wir euch von Herzen danken!
Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Gegner aus Überlingen für ein faires und spannendes Spiel. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg in der Saison.
Was bleibt jetzt noch übrig. Ja was wohl? Im Namen des ganze HSC darf ich euch frohe Weihnachten wünschen. Genießt die Zeit mit Familie und Freunden und lasst den Handball vielleicht auch mal in der Ecke liegen. Erholt euch, sammelt Kraft und schließt das Jahr im Kreise eurer Liebsten ab und rutscht gut in neue Jahr 2025.
Louis Ruf
Wenn der Magen voll ist und der Kampfgeist wächst: Ein Wochenende der Extraklasse
Wo fängt man nach so einem Wochenende eigentlich an? Am wichtigsten bleibt für diesen Bericht bestimmt das Heimspiel gegen Überlingen, doch die Geschichte unseres Wochenendes beginnt bereits am Freitag – mit einem Spareribs-Abend im Anglersportverein in Radolfzell. Nach einer amüsanten Wichtelrunde mit äußerst kreativen Geschenken – darunter ein Meistershirt der D-Jugend aus der Saison 2013/14, ein heiß begehrter Flaschenöffner, ein Fass Kölsch, ein Schnaps-Pongspiel und ein Toilettenkalender mit inspirierenden Tierbildern – wurden uns bereits die ersten Spareribs serviert. Wir wussten natürlich, dass die Taktik der Restaurantbetreiber, uns mit Brot, Knoblauch- und Cocktailsauce sowie der Verlockung der Salatbar abzulenken, eine hinterlistige Strategie war. Doch als ambitionierte Hochleistungsesser ließen wir uns davon wenig beeindrucken.
Im Laufe des Abends leerten wir wohl mehr als ein Dutzend Brotkörbe und ließen auch die Salatbar nicht unberührt. Der eigentliche Rekord des Abends gehört jedoch meinem geschätzten Torhüterkollegen und nach diesem Abend wohl auch größten “Schwein” im Team, Paul Denecke. Er schaffte es tatsächlich, 43 Stück dieser Prachtrippen zu verzehren – eine Marke, die selbst bei den sonst so essfreudigen Teamkollegen Ehrfurcht auslöste. Fairerweise muss erwähnt werden, dass der durchschnittliche Rippchenverbrauch pro Person bei rund 30 Stück lag, was zeigt, dass wirklich alle über ihren Hunger hinausgegessen haben. Zur Verdauung wurde natürlich zum klassischen „Verdauer“ gegriffen. Ein Brand aus Birne sorgte dafür, dass der große Hunger zwar gestillt, der Magen aber nicht zu schwer belastet wurde. Es wurde viel gelacht, geplaudert und der Teamgeist gestärkt – ein perfekter Auftakt für das, was uns am Wochenende sportlich noch bevorstand.
Nach einem Abend, an dem es die einen pünktlicher, die anderen weniger pünktlich ins Bett schafften, folgte mit einer guten Mütze Schlaf der Samstag. Spieltag! Und das endlich wieder auf heimischem Boden. Willkommen in der Untersee-Sporthalle – jener berüchtigten Kathedrale des Krachs, wo die Wände aus purer Leidenschaft gebaut zu sein scheinen und die Akustik einem Rockkonzert Konkurrenz macht. Die Tribüne ragt steil wie der Alpengipfel auf, und jeder Schritt hallt, als hätte ein Titan den Boden betreten. Die Luft ist geschwängert mit einer Mischung aus Harz, Adrenalin und dem unverwechselbaren Aroma von frisch geöffneten Sporttaschen. Die heimische Fankurve? Ein Hexenkessel, in dem selbst die besonnenste Seele zum Fanatiker mutiert. Wenn die Trommeln schlagen und die Anfeuerungsrufe losbrechen, fühlt es sich an, als würde das Dach abheben.
Nicht nur Trainer Felix Radon, sondern das gesamte Team unter seinen Fittichen fieberte dem Spiel entgegen. Endlich wieder Heimspiel! Nach vier Auswärtspartien und einer Abwesenheit der Herren 1 von exakt 63.270 Minuten in Radolfzell durften wir wieder als Gastgeber auftreten. Verletzungs- und krankheitsbedingt mussten wir zwar weiterhin auf Martin Denecke, Niklas Burger und Tilmann „Tille“ Schön verzichten, doch dank der Rückkehr von Lars Krampen konnte Coach Radon auf eine volle Bank zurückgreifen. Das Aufwärmen mit anschließender Mobilisation verlief wie gewohnt professionell und mit dem nötigen Ehrgeiz. Um 18:03 Uhr bat das Schiedsrichtergespann Kusche/Mundhaas – leicht verspätet – zum Anpfiff.
Kaum hatte das Spiel begonnen, gehörte die erste Aktion des Spiels den Gästen. Fabio Rudhart brachte den TVÜ bereits nach 38 Sekunden mit 0:1 in Führung. Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Die Gebrüder Osann und Sebastian Hecht drehten den Spielstand innerhalb von nur vier Minuten auf 3:1 – da war sie! Die erste Führung der Radolfzeller jungen Wilden! Von dort an entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, das von guten Einzelaktionen in der Offensive sowie starken Paraden der Torhüter auf beiden Seiten geprägt war. Immer wieder gelang es uns, mit einem 3-Tore-Lauf etwas Abstand zu gewinnen, nur um diesen kurz darauf durch eine Serie der Überlinger wieder zu verlieren. Besonders erfreulich war, dass sich immer mehr Namen auf unserer Torschützenliste verewigten – ein Zeichen für die Breite und Ausgeglichenheit des Kaders. Defensiv zeigte sich jedoch erneut eine gewisse Unschärfe, die es den Überlingern erleichterte, den Anschluss zu halten. Das Potenzial, die Führung weiter auszubauen, war da – doch fehlende Konsequenz in der Abwehr verhinderte ein größeres Polster. Nach 25 Minuten war es soweit: Der Überlinger Trainer Patrick Deck hatte genug gesehen und griff bei einem Spielstand von 14:11 zum grünen Karton. Trainer Radon, der sichtlich genervt war, forderte uns mit Nachdruck auf, endlich „noch einen draufzulegen und mit einem vier Tore Vorsprung in die Kabine zu gehen!“ Die Sirene ertönte, Timeout vorbei. Ein letzter Schluck aus der Flasche, kühlendes Mineralwasser, und weiter ging es! Doch wie ging es weiter? Konnten wir die Forderung des Coaches erfüllen? Naja, fünf Minuten später war es schon wieder vorbei – Halbzeit. Spielstand 16:15.
Genervt von der eigenen Leistung war wohl jeder auf dem Feld. Auswärts mag es ja noch halbwegs akzeptabel sein, schlecht zu spielen, aber vor den eigenen Fans in der heimischen Halle? Das geht einfach nicht! Die Halbzeitansprache war entsprechend direkt – es ging weniger um Taktik als vielmehr um Willen. „Holt euch die Leistung zurück, die in euch steckt! Kämpft. Spielt Handball. Spielt als Team, und präsentiert den Fans, den Familien, den Freunden, aber auch allen anderen Supportern vernünftigen Handball!“ Doch dann kam der Donnerschlag, die Worte, die keiner hören will. Der KO-Schlag eines jeden Handballers oder, wenn man so will, die kalte Dusche – „Wenn das so weitergeht, ist unsere Abmachung Geschichte!“
Worauf ich anspielte? Natürlich auf die goldene Regel der Mannschaft: Wir dürfen in den Trainings zum Aufwärmen kicken, solange wir am Wochenende gewonnen haben. Eine unvorstellbare Vorstellung, Linienläufe zum Aufwärmen statt der ersehnten Partie Fußball – da bleibt einem fast die Luft weg! Aber in all der Dramatik und dem Humor war uns eines klar: Etwas musste sich ändern!
Nach einer guten ersten Halbzeit hatte ich mir eine Pause verdient und Paul Denecke übernahm meinen Posten im Tor. Kurz wurde das Wurfbild analysiert – quasi der klassische Torhüter-Halbzeit-Talk – und Paul war bestens gerüstet für das, was da kommen würde. Ansonsten starteten wir, wie zu Beginn des Spiels. Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs war das Spiel weiterhin ein echter Krimi – auf ein Tor der Radolfzeller folgte prompt eines der Überlinger. Doch dann, in Minute 35, die erste Hiobsbotschaft für die Gäste: Sascha Deißler fasst dem flink wirbelnden Fynn unglücklich an den Hals und wird für dieses Foul folgerichtig disqualifiziert. Eine bittere Pille für die bereits stark dezimierten Überlinger, deren Kader nun noch weiter schrumpfte. Statt einem weiteren Feldspieler saß nun nur noch Ersatzkeeper Leo Auer auf der Bank. Logisch, dass wir nun mit viel Tempo spielen sollten, um den Gegner richtig auszuzehren – aber irgendwie gelang uns das nicht so richtig. Die Gäste ließen sich nicht abschütteln und blieben hartnäckig dran.
Doch sichtlich stolz darf ich an dieser Stelle verkünden: Mein jüngerer Torhüterkollege, der mich zur 2. Halbzeit beerbte, zeigte, was in ihm steckt. Rückraumwürfe, Kreisanspiele, Tempogegenstöße und 7-Meter – alles meisterte er mit Bravour. Paul Denecke, gebürtiger Radolfzeller und Meister der Nervenstärke, ließ die Überlinger zunehmend verzweifeln. Mit seinen Paraden brachte er nicht nur die Gegner, sondern auch die heimischen Fans in Ekstase. Dank diesem starken Rückhalt gelang es uns schließlich, nach 42 gespielten Minuten, erstmals mit fünf Toren abzusetzen – 24:19, abgerundet durch einen Treffer von Fynn Osann.
Doch die Dramatik war noch nicht vorbei. Nur vier Sekunden später kam es zur nächsten Schlüsselszene: Der Überlinger Jan Wislicenus kam in der Abwehr einen Schritt zu spät und kassierte seine dritte 2-Minuten-Strafe. Erfahrene Handballer wissen, was das bedeutet – Rote Karte! Ein herber Rückschlag für die Gäste, deren Personaldecke ohnehin schon dünn war.
Jetzt hätte das Spiel eigentlich in unsere Richtung kippen müssen. Ein Ersatztorwart, der als Feldspieler ranmuss, und eine Mannschaft, die auf dem Zahnfleisch geht – bessere Voraussetzungen gibt es kaum. Doch genau hier blieb der große Knall aus. Statt die Gunst der Stunde zu nutzen und Überlingen endgültig zu brechen, plätscherte das Spiel eher vor sich hin. Keine spektakulären Aktionen mehr, kein furioser Lauf – einfach Handball im Verwaltungsmodus. Der Vorsprung blieb jedoch bestehen, und spätestens nach der zweiten Roten Karte war klar, dass hier nichts mehr anbrennen würde. Die Gäste waren sichtlich geschlagen, während wir das Spiel kontrollierten. Es passierte nicht mehr viel. In der 59. Minute setzte Yannik Franz mit seinem Treffer zum 32:26 den Schlusspunkt. Endstand. Spiel gewonnen. Zwei Punkte auf unserem Konto. Kein Glanzstück, aber ein solider Heimsieg.
Mit diesem Sieg bleiben wir auch nach neun Spielen ungeschlagen. Ein großes Dankeschön geht an unsere Fans, die uns lautstark in der Halle unterstützt haben, sowie an unsere Gäste aus Überlingen für ein faires und spannendes Spiel. Das Rückspiel ist schon in Sicht – und wir freuen uns darauf!
Doch der Abend war damit längst nicht vorbei. Nach einer schnellen Dusche schlüpften wir in Hemd und Fliege und machten uns auf den Weg nach Markelfingen zur Weihnachtsfeier des HSC. Auch in der “3. Halbzeit” zeigte die Mannschaft Höchstform. Gemeinsam mit Fynn und Ole Osann, Mika Rau und Moritz „Knoppi“ Knura hielten wir bis in die frühen Morgenstunden durch – genau genommen bis um 5, als die Türen der Halle endgültig hinter uns geschlossen wurden. An dieser Stelle möchten wir uns, im Namen des gesamten Vereins, herzlichst bei den Damen 1 für die großartige Organisation der Feier bedanken. Es war ein unvergesslicher Abend, der dieses Wochenende perfekt abgerundet hat. Ein Wochenende voller Teamgeist, Freude und einzigartiger Momente geht zu Ende – und mit ihm diese Geschichte.
Von Louis Ruf und Melanie „Melli“ Bschorr
Drei rote Karten und ein Herzschlagfinale – HSC siegt in Steißlingen!
Wo fängt man da überhaupt an? Vielleicht rollen wir die Geschichte von hinten auf. Steißlingen – ein Name, der bei uns allen etwas auslöst. Ein Verein, mit dem wir schon so oft konfrontiert wurden, dass man fast von einer Schicksalsgemeinschaft sprechen könnte. In der Vorbereitung spielten wir bereits gegen die 2. Mannschaft, dann folgte ein Testspiel gegen die 1. Mannschaft – und nun, mit dem Ligaspiel am Sonntag gegen die 3. Mannschaft, haben wir endgültig gegen jede aktive Herrenmannschaft des TuS Steißlingen gespielt. Mehr “Steißlingen” geht kaum. Doch der Name Steißlingen hat für uns noch eine andere Bedeutung – eine persönlichere. Er steht für die Wechsel, die uns als Mannschaft geformt haben. Spieler, die einst das HSC-Trikot trugen, suchten in Steißlingen neue Herausforderungen. Verständlich? Absolut. Schmerzhaft? Ohne Frage. Doch manchmal schreibt der Sport die besten Geschichten – die der Rückkehrer. Alle, die gegangen sind, fanden irgendwann ihren Weg zurück. Nach einem, zwei oder, wie in meinem Fall, nach drei Jahren. Und wenn man einmal wieder das HSC-Wappen auf der Brust trägt, weiß man: Man war eigentlich nie wirklich weg.
Aber zurück zum Hier und Jetzt. Trotz der Rückkehrer musste Trainer Felix Radon erneut improvisieren. Krankheitsbedingte Ausfälle sorgten für Lücken im Kader, und dann kam die Nachricht, die uns alle erschütterte: Martin Denecke verletzt! Es war eine dieser Meldungen, die man in der Teamgruppe liest und zuerst denkt: “Das darf doch jetzt nicht wahr sein…” Denn Martin ist mehr als nur ein Spieler – er ist der Typ, der auf dem Feld alles gibt. Kein Ball ist ihm zu weit, kein Gegner zu groß, kein Zweikampf zu hart. Wenn es einen Spieler gibt, den man zu 100 % im Team haben möchte, dann ihn. Martin Denecke – das ist mehr als ein Name, das ist eine Kampfansage. “Heroisch” beschreibt kaum, was er in den letzten Spielen abgeliefert hat. Vor allem in Pfullendorf – trotz einer Verletzung noch 40 Minuten unerbittlich gekämpft. Man könnte sagen, er spielte wie David gegen Goliath aber das wäre untertrieben. David hatte immerhin eine Steinschleuder. Martin hatte nur seinen unerschütterlichen Willen, seine Beine und seine mentale Stärke. Nein, Martin war eher wie ein Phönix, der immer wieder aus der Asche aufersteht, auch wenn es noch so brenzlig wird. Und dann das: eine Verletzung, die ihn zur Pause zwingt. Zum Glück nur für kurze Zeit, aber in dieser Phase der Saison fühlt sich jede Pause wie eine Ewigkeit an. Übertreibe und vor allem überdramatisiere ich? Natürlich – aber Dramatik gehört eben zum Sport! Eigentlich will ich nur sagen: Gute Besserung, Martin!
Und jetzt zum Wichtigsten! Dem eigentlichen Spiel in Steißlingen. Sicherlich hatte die Mindlestalhalle schon hitzigere Duelle gesehen als das Aufeinandertreffen unserer 1. Mannschaft des HSC gegen die 3. Mannschaft des TuS. Aber lasst euch gesagt sein: Auch dieses Duell hatte seine ganz eigene Brisanz. Nach einer kurzen Phase der Mobilisation und Erwärmung bat das Schiedsrichtergespann Frasch/Himmelsbach – untypischerweise mit sieben Minuten Verspätung – zum Anpfiff. Es war Yannik Franz, der uns nach gut zwei Minuten das erste Mal auf die Anzeigetafel beförderte. Im weiteren Verlauf des Spiels entwickelte sich eine offene Partie. Zwar konnten wir uns bis zur 9. Minute durch einen weiteren Treffer von Yannik auf 5:8 absetzen, doch das war dann auch das letzte Mal, dass wir uns eine nennenswerte Führung erspiele konnten. Was darauf folgte, werden erfahrene Leser ahnen. Das Spiel begann zu kippen. Nicht nur leicht, aus unserer Sicht sogar gewaltig … viel Nennenswertes gibt es aus dieser Phase eigentlich gar nicht zu erzählen. Ähnliches Bild wie in den letzten Spielen. Die Osann-Brüder gestalteten das Spiel, erzielten Tore und legten auch oft gut auf. Vor allem auf Yannik und Nico auf den Außenpositionen. Aber eine Sache darf einfach nicht unter den Teppich gekehrt werden – in vielen Situation agiert die junge Mannschaft leider einfach kopflos und nicht abgezockt genug. Im Angriff wurden Bälle weggeschmissen und die Wurfquote blieb unterdurchschnittlich. Verbunden mit einer Abwehr, die oft nicht als Team agierte und fast jede 1-gegen-1-Situation verlor, entstanden Lücken, die die Steißlinger eiskalt ausnutzten. Dies führte zu einem zwischenzeitlichen Rückstand von 11:10 in der 17. Minute. In der Folge entwickelte sich ein ständiges Hin und Her – auf ein Tor von Radolfzell folgte direkt eines von Steißlingen und umgekehrt. So war es wenig überraschend, dass wir mit einem 2-Tore-Rückstand und einem Spielstand von 20:18 in die Halbzeitpause gingen.
Hinsetzen in der Kabine. Durchatmen. Es fühlte sich schlecht an. Mein einziger Gedanke war, dass wir dieses Spiel hier und heute auf keinen Fall verlieren dürfen. In den Köpfen der anderen sah es mit Sicherheit nicht anders aus. Die Stille wurde plötzlich von der Halbzeitansprache von Trainer Radon durchbrochen. Fragend, was wir da eigentlich auf dem Feld machen, kam niemand mit einer Antwort heraus. Radon legte nach: „Verlieren ist ok – aber nicht so. Wir verkaufen uns hier unter Marktwert!“ (so oder so ähnlich). Uns wurde ordentlich in den Hintern getreten und noch einmal ins Gedächtnis gerufen, worum es in dieser Saison geht. Diese Saison, die schon so viele schöne Geschichten geschrieben hat. Es geht dieses Jahr nicht ums Verlieren. Die Siege zählen! Ich dachte mir nur: „Unglaublich, er hat mal wieder die richtigen Worte gefunden“ und musste kurz schmunzeln.
Gewappnet für die zweite Halbzeit, tappten wir die Treppen hinunter zum Spielfeld. Liebe Leser, macht euch bereit, denn die zweite Halbzeit hatte es in sich – und das nicht zu knapp. Aber beginnen wir mit den guten Nachrichten: Durch Tore von Mathis Rau, Yannik Franz und Fynn Osann gelang es uns bereits in der 33. Spielminute, den Vorsprung von Steißlingen zu egalisieren und auf 21:21 zu stellen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, setzte Yannik in der 34. Minute noch einen drauf und brachte uns mit 21:22 in Führung. Das Momentum schien auf unserer Seite – zumindest für einen kurzen Augenblick.
Doch dann wurde es hitzig. Richtig hitzig. Plötzlich war das Spiel geprägt von Zeitstrafen und – ja, tatsächlich – drei (!) roten Karten innerhalb von 8 ½ Minuten. Den Anfang machte der bis dahin beste Torschütze der Steißlinger, Julian Kalweit. Noch in der 40. Minute verwandelte er sicher vom 7-Meter-Strich und brachte seine Mannschaft mit 25:24 in Führung. Doch nur zwei Minuten später wendete sich das Blatt. Nach seiner dritten 2-Minuten-Strafe ging es für ihn nicht zurück auf die Bank, sondern direkt raus – rote Karte! Ein herber Schlag für Steißlingen, aber wir nahmen das natürlich dankend an. Und ganz ehrlich: Mir war’s recht – ich habe sowieso nie wirklich durchschaut, wie er seine Würfe ansetzt. Doch das war erst der Anfang. Genau 280 Sekunden später – die erste Rote Karte war gerade verdaut – knallte es schon wieder. Glatt rot! Diesmal traf es Jannik Schröder von Steißlingen. Was war passiert? Irgendwas mit einem Griff zum Hals – ich habe es selbst nicht genau gesehen. Aber das Ergebnis war klar: Auch er musste das Feld verlassen. Und als ob das noch nicht genug Dramatik wäre, folgte in der 51. Spielminute der nächste Hammer. Wieder Rote Karte – diesmal für Louis Bauer. Dritte 2-Minuten-Strafe, also ab auf die Tribüne. Drei rote Karten in 8 ½ Minuten – verrückt, oder? Es war, als hätte jemand den “Selbstzerstörungsmodus” bei Steißlingen aktiviert. Zuschauer rieben sich die Augen, wir auf der Bank konnten es auch nicht fassen. Klar, für uns war das alles andere als schlecht, aber das Spiel wurde dadurch immer unberechenbarer. So viele Zeitstrafen, so viel Unterbrechung – da war es fast unmöglich, den Rhythmus zu halten.
Was in der Folge geschah? Trotz des dezimierten Kaders auf Seiten des TuS blieb das Spiel weiterhin spannend – fast schon zu spannend. Ich musste zweimal hinsehen, als ich in der 54. Minute auf die Anzeigetafel schaute: 29:28 für Steißlingen! Und wer war der Übeltäter? Stefan „Hugo“ Maier, der uns mit seinem Treffer erneut in Rückstand versetzte. Ein typischer Moment, in dem man am liebsten fluchen würde. Oder, um es mit den Worten unserer Freunde aus Pfullendorf zu sagen: „Algengrütze!“
Doch wir ließen uns nicht beirren. Das Spiel ging weiter – und wie es weiterging! Durch eine geschlossene Mannschaftsleistung und Tore von Linus Vögele, Sebastian Hecht und Fynn Osann konnten wir das Blatt wenden und in der 59. Minute mit 30:31 in Führung gehen. Spannung pur – und dann passierte das, was man in solchen Momenten einfach nicht erleben will: Timeout. 36 Sekunden vor Schluss zückte Heimtrainer Timo Ströhle die Grüne Karte. Clever? Ja. Nervig? Noch mehr. Jeder wusste, dass diese letzten Sekunden ein Krimi werden würden.
Coach Felix Radon blieb ruhig – zumindest nach außen hin. Sein Rat an uns war simpel, aber Goldwert: „Selbst wenn wir ein Tor kassieren, bleibt genug Zeit, um wieder in Führung zu gehen.“ Ein Satz, der hängen blieb. Und dann war es soweit: Freiwurf für Steißlingen. Noch 1 Pass erlaubt. Diese Momente hasse ich. Die Gedanken kreisen. Gehe ich ins lange Eck? Oder doch ins kurze? Ich entscheide mich fürs lange Eck. Pass kommt. Drei große Schritte von Johannes Frank, er steigt hoch, und ich denke mir: “Bitte nicht, bitte nicht…” Doch dann: Er wirft – ins lange Eck! Genau da, wo ich hingegangen bin. Glück gehabt!
Ich schnappe mir den Ball irgendwo in meinem 6-Meter-Kreis, schau mich kurz um, und spiele ihn zu Fynn Osann. Was jetzt folgt, fühlt sich an wie eine Ewigkeit, aber es sind nur Sekunden. Langsamer Aufbau. Ruhig bleiben. Kein Risiko. Der Ball wandert zu Ole, und Ole macht das, was man in solchen Momenten machen muss: Er wirft – und trifft. Tor. 30:32. Das war er, der berühmte letzte Sargnagel. Noch 10 Sekunden auf der Uhr. Jeder auf dem Feld wusste es, jeder auf der Tribüne wusste es: „Das muss jetzt reichen!“ Und es reichte. Abpfiff. Sieg. Erleichterung. Aufatmen. Drei Worte, die nach so einem Spiel mehr bedeuten, als man mit Worten ausdrücken kann. Zwei Punkte im Gepäck – und eine Geschichte, die wir so schnell nicht vergessen werden.
Wir bedanken uns für ein faires Spiel und Eure Gastfreundschaft – trotz der hitzigen Momente blieb es sportlich. Dafür ein großes Dankeschön an den TuS Steißlingen. Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg in der laufenden Runde.
Louis Ruf
Die Festung fällt: Radolfzell beendet Pfullendorfs Heimserie
So fühlt es sich also an. In Pfullendorf. Ohne Harz. Dem unbesiegten Aufsteiger aus der Kreisliga A gegenüberstehend. Bei der Mannschaft, wo man vor Spielbeginn noch nicht so wirklich weiß, was auf die Platte gebracht wird. Zwar vor dem Spieltag noch auf dem 4. Tabellenplatz beherbergt, wusste man nur eines ganz genau. Die Truppe aus Pfullendorf scheint Heimstark zu sein. Was das bedeutet? Nach nun mehr 581 Tagen kannte die Pfullendorfer Halle am Jahnweg keinen anderen Sieger mehr als die 2. Mannschaft des Turn Vereins. Kannte?
So begaben sich die Mannen vom Untersee am Samstagnachmittag auf ihre Auswärtsfahrt. Zwar mussten wir auf einige Leistungsträger verzichten – der eine im Urlaub, die anderen angeschlagen oder verletzt – doch verließen trotzdem vier voll bepackte Kleinwägen die legendäre Unterseesporthalle. Dieser heilige Ort des Sports, der so viele große Momente hervorgebracht hat, dass man fast glauben könnte, er sei direkt aus den Annalen der Geschichte geschnitzt. Nachdem wir uns also von diesem fast überirdischen Ort verabschiedeten, machten wir uns auf die Reise und erreichten unser Ziel nach exakt 43 Minuten Fahrt. Kaum angekommen, empfing uns ein Nebelmeer, das, so schien es, die Gefühlslage der Radolfzeller Mannschaft perfekt widerspiegelte. Eventuell auch nur vereinzelter Spieler, vielleicht auch nur meine eigene. Was würde uns hier erwarten? Kriegen wir die Pfullendorfer geknackt? Wird das Spiel heute genauso verlaufen wie die letzten Auswärtsfahrten nach Konstanz und Rielasingen? Die Antwort auf die letzte Frage ist einfach – Nein!“
Gut aufgewärmt und mobilisiert bat das Schiedsrichtergespann Frasch/Holl beide Mannschaften pünktlich um 18:00 Uhr zum Anpfiff. Jener Leser, der nun ein frühes Tor als erstes Ereignis im Spiel erwartete, muss leider enttäuscht werden. Stattdessen durfte der Pfullendorfer Spieler Hoan Luu bereits in der 41. Sekunde den Weg zurück zur Bank antreten, nachdem er im ersten Angriff der Gastmannschaft unglücklich danebengriff und eine 2-Minuten-Strafe kassierte. In der Folge verwandelte Ole Osann sicher vom Strich und brachte uns dadurch erstmals auf die Anzeigetafel. Im weiteren Verlauf waren es vor allem der gerade genannte Ole, Martin Denecke und Linus Vögele, die den Vorsprung weiter ausbauten und die Heimmannschaft schon nach 9 gespielten Minuten bei einem Stand von 3:8 zu einer Auszeit zwangen. Ob die beiden Trainer die richtigen Worte fanden, bleibt im Dunkeln – aus dem Spielbericht lässt sich jedenfalls keine Erleuchtung ablesen. Auch ein neutraler Zuschauer hätte wohl schnell festgestellt, dass sich am Spielgeschehen nicht wirklich viel geändert hat. So waren es auf Radolfzeller Seite vor allem unglückliche Ungenauigkeiten im Angriff, gepaart mit einem nicht gerade meisterhaften Abwehrverhalten, die den Weg zum weiteren Ausbau der Führung versperrten. In der Folge war auch Trainer Felix Radon gezwungen, in der 26. Minute bei einem Spielstand von 13:18 den grünen Karton zu zücken. Kurze Zusammenfassung: Das Spiel läuft nicht wie erwartet. Steht endlich mal konsequent in der Abwehr und versenkt die Dinger vorne (so oder so ähnlich). Anpfiff – Abpfiff. Beide Mannschaften trafen noch je dreimal, dann ging es in die Kabine. Halbzeitstand 16:21 – und jeder hatte das Gefühl, dass noch einiges an Arbeit auf uns wartete.
Wideranpfiff. War eine große Wende zu erkennen? Fehlanzeige. Der Gegner biss sich regelrecht in das Spiel, was ein Absetzen von Radolfzell immer schwieriger machte. Das Spiel schwankte hin und her und drohte in manchen Momenten sogar zu kippen. Eine ungewohnte Situation für die Mannschaft vom Untersee, die in den vergangenen Spielen meistens das Geschehen bestimmt hatte. Es konnte sich nicht abgesetzt werden, und die Heimmannschaft reduzierte den Rückstand in der 39. Minute auf 24:27. Jeder, der irgendwann mal Handball gespielt hat, weiß: „Jetzt wird’s gefährlich!“ Vor allem, weil jetzt auch die Nerven gefragt waren. Die Frage: Hielten sie? Offensiv waren es vor allem Mathis Rau, Yannik Franz und Nico Grether, die das Steuer übernahmen. Es entbrannte ein offener Schlagabtausch. Zwar konnte man sich bis zur 43. Minute wieder etwas absetzen und auf eine komfortablere 5-Tore-Führung ausbauen, doch den Pfullendorfer Gastgebern ging die Luft nicht aus. Das führte dazu, dass sie bis zur 53. Minute erneut auf 31:34 verkürzen konnten. Defensiv agierte vor allem das Torhütergespann Paul Denecke und Louis Ruf im Verbund mit Moritz Knura als stabiler Fels in der Brandung. Zwar erzielte die 1. Herrenmannschaft des Handball Sport Clubs in der Folge nur noch ein Tor durch Mathis Rau, doch das sollte für diesen Abend ausreichen, da auch der Gastgeber aus Pfullendorf in den verbleibenden sieben Minuten nur noch einmal ins Tor traf.“
So war es am 30.11.2024 um 19:24 Uhr besiegelt. Abpfiff – Sieg. Das Spiel endete 32:35 und der HSC Radolfzell gewann das Auswärtsspiel in Pfullendorf und beendet die seit 836.640 Minuten, zu Hause andauernde Siegesserie, der 2. Mannschaft des TVP (sorry, eigentlich ne mega coole Story). Wir bedanken uns für eure Gastfreundschaft, ein faires Spiel und wünschen weiterhin viel Glück in der Runde !
Louis Ruf